Freitag, 16. Februar 2018

Bedeutung des christlichen Gottesdienstes


Unser Herr, das Wort Gottes, hat zuerst die Knechte zu Gott hin gezogen. Danach hat er alle befreit, die sich ihm unterwarfen, wie er selbst zu seinen Jüngern sagt: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe." 

Die Freundschaft Gottes ist es, die uns Unsterblichkeit schenkt, wenn wir uns um sie bemühen. Am Anfang hat Gott den Adam erschaffen, nicht etwa, weil er den Menschen brauchte. Er tat es, um jemand zu haben, den er mit seinen Wohltaten überhäufen konnte. Denn das Wort verherrlichte den Vater schon vor Adam, ja vor der Erschaffung der ganzen Welt. Es war im Vater und wurde von seinem Vater verherrlicht, wie er selbst sagt: „Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war." 

Jesus verlangte auch unsere Nachfolge nicht deshalb, weil er unseren Dienst etwa brauchte, sondern um uns das Heil zu schenken. Denn dem Herrn folgen heißt am Heil teilhaben, und dem Licht folgen heißt Licht empfangen. Die im Licht sind, machen nicht das Licht leuchten, sondern werden selbst vom Licht erleuchtet und erhellt. Sie geben dem Licht nichts, sondern sind nur Empfänger, wenn das Licht ihnen die Wohltat der Erleuchtung spendet. 

So bietet auch der Gottesdienst Gott nichts; Gott braucht den Dienst der Menschen nicht, sondern schenkt allen, die ihm folgen und dienen, das Leben, die Unvergänglichkeit und die ewige Herrlichkeit. Allen, die ihm dienen, erweist er Wohltaten dafür, daß sie ihm dienen, und denen, die ihm folgen, tut er wohl dafür, daß sie ihm nachfolgen. Er selbst empfängt jedoch keine Wohltaten von ihnen. Er ist reich und vollkommen, er kennt keinen Mangel. 

Gott verlangt von den Menschen Dienst, weil er gütig und barmherzig ist und denen gut sein will, die in seinem Dienst ausharren. Gott bedarf nichts, doch der Mensch bedarf der Gemeinschaft mit Gott.

Es ist der Ruhm des Menschen, im Dienst Gottes zu bleiben und auszuharren. Deshalb sagte der Herr zu seinen Jüngern: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt." Damit wies er darauf hin, daß nicht sie ihn verherrlichen, wenn sie ihm folgen, sondern daß der Sohn Gottes sie verherrlicht, wenn sie ihm folgen. Und wiederum: "Ich will, daß alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen."


Irenäus von Lyon (um 202)

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