Mittwoch, 22. Juni 2011

Weshalb S 21?

Über die begonnenen und weiter drohenden Verwüstungen nachgedacht habe ich ja schon eher. Endlich aber habe ich nun eine einleuchtende Begründung für „Stuttgart 21“ gefunden – bei der sehr kundigen Petra Reski.

Samstag, 18. Juni 2011

Andere Nachrichten aus Syrien (iterum)

Wenn Nachrichten von einer jungen lesbischen Frau stammen, werden sie anscheinend bevorzugt gelesen, geglaubt, weitergegeben. Und wenn diese junge Frau aus einer finsteren Diktatur berichtet, dann wird sie zur Stimme der syrischen Opposition, und man macht sich nicht die Mühe, sich zu wundern, daß sie keine Bedenken hat, ihr Bild zu veröffentlichen; und daß sie nicht auf Arabisch schreibt, sondern auf Englisch, ist doch so praktisch für die internationale Presse.
Nun hat sich herausgestellt, daß es keine junge Frau in Damaskus ist, sondern ein Amerikaner in Edinburg; ob er lesbisch ist, wird nicht mehr erwähnt.

Daß wir andere Nachrichten aus Syrien bekommen haben, verdanken wir unserem aramäischen Freund, der die arabischsprachigen Nachrichten im Netz liest.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Andere Nachrichten aus Syrien

Vor etlichen Jahren hörte ich, wie christliche Besucher des Nahen Ostens erzählten: als sie die Grenze von der Türkei nach Syrien überschritten hatten, hätten sie dort spürbar die Luft der Freiheit geatmet. Nun ist durch die Nachrichten der letzten Monate die syrische Diktatur in Verruf geraten (nun ja: eine Diktatur ist es wirklich), aber unsere aramäischen Freunde haben uns gewarnt: diese Nachrichten verzerren die Wirklichkeit. Nun lese ich die gleiche Warnung vom syrisch-katholischen Patriarchen.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Das «katholische Ghetto» – gab es das?

Ja, leider!
Natürlich waren in früherer Zeit Priester, Ordensleute und katholische Lehrer genau so unterschiedlich wie heute; und ich habe von der älteren Generation sehr verschiedene Schilderungen gehört, oft sehr gute – allerdings auch ...
Die persönlichen Erlebnisse, die ich von älteren Bekannten oder gar Klienten gehört habe, möchte ich hier nicht ausbreiten; doch auch ich selber habe noch etwas davon mitbekommen. Meine Lehrerin aus dem 2. Schuljahr, eine fromme und liebevolle Frau, damals schon weit jenseits der Pensionsgrenze, empörte sich über die unanständigen jungen Leute, die auf der Straße Eis essen, mit der Zunge! Von einer noch älteren Lehrerin habe ich gehört, daß in ihrem Seminar unanständige Wörter verboten waren; so mußten die jungen Damen damals «Beinfutteral» anstelle von «Hose» sagen.
Aber es waren nicht nur solche Kuriositäten, auch nicht nur das XIX. Jahrhundert, in dem der im übrigen bedeutende Papst Leo XII. nützliche Errungenschaften der modernen Technik verdammte. Wenn der Index librorum prohibitorum die Lecture des Gros’ der neuzeitlichen Philosophen den Katholiken untersagte, sogar die der Werke Renés Descartes, dessen Dualismus zwar nicht zu halt en ist, der nichtsdestoweniger in seinen Meditationen wichtige Beiträge zur Apologetik gebracht hat, so heißt das, daß Katholiken sich an philosophischen Diskussionen nicht wirklich beteiligen konnten.

Ganz aktuell zeigt ein Zeitungsinterview mit einer älteren modernen Nonne, wo noch die Ghettomentalität bis in unsere Zeit florierte, und klärt dabei die Frage, was eigentlich katholisch ist.
Eine Weiße Schwester hat ihr Ordensleben dem Bemühen gewidmet, Prostituierten herauszuhelfen, in Kenia, dann auch in Europa. Im Interview sagt sie gute, wichtige Dinge: daß sie, damals in Mombasa, keine Prostituierte getroffen hat, die mit ihrer Lebenssituation zufriedengewesen wäre; daß es hierzulande nötig war, «Frauen in der Prostitution Zugang zu Versicherungen» zu garantieren, aber daß durch das neue Prostitutionsgesetz, das davon ausgeht, Prostitution sei «ein Beruf wie jeder andere», es «viel schwieriger geworden» ist, «Frauen, die Opfer von Menschenhandel sind», aus den Bordellen zu befreien.
Allerdings nutzt sie das Interview auch, mit Gemeinplätzen gegen Papst Johannes Paul II. und Ratzinger zu polemisieren, gegen die «Amtskirche», die «ja sehr ins Zwielicht geraten» sei «durch Affären».
Woher diese unbegründete Animosität einer engagierten Ordensfrau gegen die eigene Kirche?
An einer anderen Stelle des Interviews sagt sie etwas, was in mir Verständnis erweckt: «Wir hatten im Kloster auch Seminare, die uns auf die Ehelosigkeit vorbereiteten. Die Oberin sagte, wir müssen die Sinne beherrschen, was ich richtig finde. Aber ihr Vorschlag, dass wir die Augen schließen sollen, wenn etwas schön ist, oder dass wir nicht an allem riechen sollen – das fand ich blöd.»
In solchen Ratschlägen der Oberin erkenne ich etwas von dem berüchtigten katholischen Ghetto des XIX. und frühen XX. Jahrhunderts. Natürlich war damals nicht die ganze Kirche so geartet, aber solche Haltungen hatten in ihr doch Raum – privat habe ich ähnliches und schlimmeres gehört.
Die Schwester sagte: «Nach der Stunde bin ich in den Garten und habe an jeder einzelnen Blume gerochen.» Sollte jemand noch unsicher sein, wer da katholischer war, die damals noch junge Schwester oder ihre Oberin, der denke an den Brief, in dem Basileios d.Gr. Gregor von Nazianz gegenüber von seinem Klösterchen schwärmt:
«So sehe ich einen Ort vor mir in Wirklichkeit, wie wir ihn uns bei Muße und im Scherze oft vorzumalen pflegten. ... Der sie umgebende Urwald mit den verschiedenen und mannigfaltigen Bäumen dient ihr fast gar als Zaun, so daß im Vergleich zu ihr sogar die Insel der Kalypso, die Homer wegen ihrer Schönheit mehr als alle Inseln bewunderte, unansehnlich erscheint. ... Unsere Hütte trägt ein anderer Bergsattel mit einem etwas erhabenen Plateau davor, so daß man die erwähnte Ebene unten vor seinen Augen liegen sieht und von oben herab auch den Fluß ringsum überschauen kann. Dieser bietet, wie wenigstens mir scheint, nicht weniger Genuß als der Strymon, von Amphipolis aus betrachtet.»

Samstag, 4. Juni 2011

«Der Rabbi von Rom»

heißt die Autobiographie von Israel Zolli, der sich nach dem II. Weltkrieg zum Christentum bekannt hat und als Taufnamen den Taufnamen Papst Pius’ XII. angenommen hat.
Ich habe sie mir besorgt, weil ich bei meiner Beschäftigung mit diesem Papst darauf gestoßen war. Und ich habe etwas anderes erhalten, als ich erwartet hatte: mehr Confessiones als Memoiren.
Eugenio Zolli spricht seine große Bewunderung und Dankbarkeit für Papst Pius aus; aber er erklärt ganz klar, daß er nicht aus Dankbarkeit konvertiert ist, sondern aus Liebe zu Jesus Christus. Es ist die Geschichte eines Juden, der die Liebe zu Christus entdeckt und, von ihm fasziniert, doch ganz selbstverständlich Jude bleibt, Rabbiner bleibt, bis nach dem Weltkrieg er plötzlich erkennt, daß er in die Kirche gehört – und auch da bleibt er Jude.
Spannend für deutsche Christen ist, daß er von seinem jüdischen Hintergrund aus die Rechtfertigung durch den Glauben und den Begriff «Gedenken» betrachtet. Wir sind bei diesen Begriffen von der Reformation geprägt («Gedenken» hier auf das Altarssakrament bezogen); schon indem wir uns mit ihr auseinandersetzen, werden wir von ihrer Denkweise beeinflußt. Israel Zolli dagegen hatte nie sonderlichen Kontakt mit dem Protestantismus; er versteht die Begriffe als Jude – und befreit uns damit von reformatorisch erzeugter Blickverengung.

Leider habe ich nur die deutsche Version – «Der Rabbi von Rom», München 2005 –; das Original ist italienisch: «Prima dell’alba», Milano 2004. Und leider sind Einführung und Nachwort des Buches, vom Enkel des Autoren geschrieben, nicht sehr hilfreich.
Auch hätte ich gern gewußt, was aus der älteren Tochter Israel Zollis, Dora, geworden ist – seine Frau und seine jüngere Tochter sind mit ihm konvertiert. Aber für Dora Zolli geben weder das Buch – eben mehr Confessiones als Memoiren – noch, soweit ich es durchforsten konnte, das Netz etwas her.

«Lass Papa das mal machen!»

heißt ein langer Artikel von Kathrin Burger in der tageszeitung. «Väter und Mütter sind in gleichem Umfang für das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit eines Kindes wichtig», mit diesen Worten wird Wassilios Fthenakis zitiert, «der lange Jahre am Münchner Staatsinstitut für Frühpädagogik forschte».
Natürlich gibt es dazu auch die üblichen Beschwörungen der Hirnforschung; aber vor allem werden solide entwicklungspsychologische Ergebnisse angeführt, die zeigen, daß Mutter und Vater – eventuell auch «ein Opa, Onkel oder Lehrer» – für die optimale Entwicklung der Kinder erforderlich sind. «Einerseits spielen sie mehr und wilder mit dem Nachwuchs als Mütter. Sie verwenden auch komplexere Satzkonstruktionen, was die Sprachentwicklung der Kinder fördert. Zudem sind Kinder von guten Vätern selbständiger.»
Mutter und Vater – damit haben sich eigentlich alle Forderungen nach einem «Adoptionsrecht für homosexuelle Paare» erledigt.