Montag, 30. August 2010

Ferien und Frontalunterricht

Wenn auch der Stil miserabel ist, so ist es nichtsdestoweniger erfreulich, daß jemand es einmal sagt: Lehrer bleiben gegen alle Interventionen der Modepädagogik beim Frontalunterricht, weil diese Art des Unterrichts unersetzlich ist.
Und, wohl angestoßen durch den mißlungenen Versuch des US-Präsidenten, bessere Staatsschulen zu schaffen, ist bei Frau Charim dankenswerterweise nachzulesen, daß Ferien besser sind als das stete Bemühen, Kinder zu Tode zu «fördern».

Latte macchiato

Aufklärung in drei Bildern

Donnerstag, 26. August 2010

Mittwoch, 18. August 2010

Der Pastor

Sonntagsmesse in der kleinen Großstadtkirche. Der Pastor ist ein frommer, volksmissionarisch hochengagierter Priester. Schon vor Beginn der Messe kommt er herein, sieht nach dem Rechten, holt die Kinder nach vorne, führt ein in das, was kommt. Während der Messe achtet er darauf, das Volk mitzunehmen, spricht es immer wieder zur gegebenen Zeit an, gibt die Antworten – nach den Lesungen etwa – besonders laut, damit alle mitgerissen werden. Und immer ist er betont locker.
Mit anderen Worten: kaum sind die Kinder in der Kirche, sehen sie sich schon von ihm herumkommandiert; das Volk bekommt ständig gesagt, wo es lang geht. «Sò!» hört man ihn sagen, wenn ein notwendiger liturgischer Teil überstanden ist und er sich wieder direkt an die Leute wenden kann. Mal muß er hier, mal dort sein – dazu, auf dem Weg den Altar zu beachten (das Tabernakel steht sowieso auf der anderen Seite), ist da keine Zeit mehr.
So sieht jeder, auf wen es hier ankommt. Wer aber Raum zur Andacht, zum Gebet sucht, hat es nicht leicht. Und wer sich in der Kirche nicht gern dirigieren läßt oder wer den Herrn Pastor nicht so sehr interessant findet, bleibt weg.
Etliche kommen aus der weiteren Umgebung, die der Pastor mit seinem missionarischen Einsatz gewonnen hat. Aber derer, die wegbleiben, aus dem eigenen Pfarrbezirk, sind mehr.

So lautete ein längst gelöschter Beitrag in der Chronik. Fast anderthalb Jahrzehnte lang habe ich in seiner Pfarrei gelebt, bin in dieser Zeit gern auch anderswohin, oft aber in seine Kirche zur Sonntagsmesse gegangen. Messen bei ihm an nichtstaatlichen Festtagen allerdings habe ich gemieden, seit ich einmal hatte erleben müssen, daß wir auch zur Wandlung sitzenbleiben sollten – das sei irgendwie urchristlich.
Man konnte nett mit ihm reden; doch greifen ließ er sich nicht. Einmal fiel ein Feiertag auf einen Samstag. Meine Planung, wann ich wo an welcher Messe teilnehmen konnte, war etwas schwierig; ich fragte ihn, ob die Messe am Samstagabend eine Messe zum Fest oder eine Vorabendmesse zum Sonntag sei. Es war nicht zu erfahren; ich verstand nur, daß es pastoral sei, daß die Messe so irgendwie beides sei.
Noch kein Jahr war ich von dort weggezogen, als er abgesetzt wurde: einige Opfer hatten sich gemeldet, die als Kinder von ihm als Kaplan mißbraucht worden waren; er gestand sofort. Als ich auf Besuch wieder in meine frühere Pfarrei kam, war man dort recht niedergeschmettert. Nur ein älterer Herr mißbilligte die Absetzung: die Übergriffe seien doch schon 25 Jahre her. Was soll es noch – ich habe seinen Satz nicht richtiggestellt: 25 Jahre lang haben die Opfer gewartet, bis es ihnen gelungen ist, die Übergriffe offenzulegen.
Im Nachhinein wurde auch von Beschwerden gesprochen, daß er bei Beichtgesprächen mit Schülern zu sehr im Sexuellen kramte, von der Verwunderung, daß er Wert darauf legte, Kinder nackt zu taufen, auch wenn sie nicht mehr ganz klein waren.
Doch Verdacht geschöpft hatte niemand. Wie sollte es auch anders sein – einem Priester (und nicht nur einem Priester) bringe ich, und nicht nur ich, ein Grundvertrauen entgegen. Und bei vielen, gerade auch bei Kindern, war er sehr beliebt gewesen.

Dezidiert zeitgenössisch

Ein Interview mit dem Architekten von «Stuttgart 21», dem Neubau der Stuttgarter Hauptbahnhofanlage, zeigt so exemplarisch, was «moderne» Denkweise ist, daß es sich lohnt, sein denken und Argumentieren zu analysieren und unter «Liturgica» (!) zu publizieren.

Dienstag, 17. August 2010

Die Macht der Popindustrie

über Menschen, über ihre Einstellungen, über ihr Leben wird sichtbar durch eine Universitätsstudie. Sie vermag deren Ideale zu bestimmen.
Lest nach beim Chronisten!

Marktwirtschaft auf den Spuren der Planwirtschaft

Wieder einmal erweist sich die freie Marktwirtschaft als Fortsetzung der sozialistischen Planwirtschaft mit anderen Mitteln. Lest nach beim Chronisten!

Urlaub!

Endlich kann ich mich wieder meinen Pflichten als Balator widmen.
(Ich bin doch zu dem Schluß gekommen, daß das englische «to blog» «blöken» bedeutet, wenn auch wortgeschichtlich noch nicht alles ganz klar ist; also ist ein «Blogger» auf Latein ein «Balator».)
Einiges habe ich mittlerweile geschafft, einiges erlebt. Zum Beispiel einen Ausflug nach
Halle a.d. Saale
Was Coesfeld für die Münsteraner Bischöfe war, Bonn für die Kölner Erzbischöfe, das war für die Magdeburger Halle: eine friedliche Residenz irgendwo auf dem Lande. Darum gibt es dort auch einen Dom, der freilich später der Reformation und schließlich gar den Reformierten in die Hände gefallen ist.
Bemerkenswert ist die Kanzel, noch aus katholischer Zeit. Die Basis bilden, wie so oft, die vier Evangelisten. Hier aber sind sie durch einen fünften ergänzt: Moses!
Und den Weg hinauf säumen die Kirchenväter. Kardinal und Bischöfe haben die Reformation heil überstanden; Papst Gregor d.Gr. jedoch wurde die Tiara abgeschlagen.
(Leider hatte ich keinen Photoapparat zur Hand; aber es gibt eine Gelegenheit im Netz, sich zur Kanzel durchzuklicken.)
In der Marktkirche unserer lieben Frau gibt es unter der Orgelempore zwei «Ratsstuben» von der Wende des XVII. Jahrhunderts. Das eigentliche Motiv ihrer Errichtung ist unbekannt; genutzt wurden sie als Zuflucht für Mütter mit unruhigen Kindern. Unter der Empore der Nordseite gibt es zudem für reiche Familien separierte «Betstuben» mit Fenstern zum Kirchenraum, die man öffnen und natürlich auch schließen konnte. So ließen sich lange protestantische Predigten ertragen.

Nach Hause zurückgekehrt, erwartete mich dann ein erfreuliches Erlebnis. Als ich am Sonntagmorgen in die Propstei kam, erschrak ich zuerst etwas, weil die Aktenordner für Lieder der Kinder- und Jugendgottesdienste auslagen. Aber es ist nun ein neuer Kaplan da, der uns auch einen Jugendgottesdienst schadlos überstehen ließ. Selbst der Gesang war nicht zu beanstanden. Nur nach dem Friedensgruß folgte «Der Himmel geht über allen auf»; aber von meiner Sorge, das solle das Agnus Dei ersetzen, befreite mich der Kaplan, der gleich darauf «Lamm Gottes» zu sprechen begann.
Sicher, nach der Kommunion legten einige Laienbeteiligte noch eine kleine Orgie von Kindergeburtstagsspiritualität ein; aber dieses Problem stelle ich der Zukunft anheim.