Montag, 27. Dezember 2010

Was ist Gotthold Hasenhüttl?

– ein Idealist auf Abwegen oder ein Mann des blinden Hasses?
Lieber möchte ich eigentlich das erste annehmen; doch in einem Artikel von Reportern, die ihn besucht haben, finde ich nun die Aussage: «Jetzt, 2010, macht Hasenhüttl Ratzinger direkt verantwortlich für das systematische Vertuschen des Missbrauchsskandals der Kirche. Als Präfekt der Glaubenskongregation habe jener im Mai 2001 in einem Schreiben an alle Bischöfe untersagt, Missbrauchsfälle öffentlich zu machen – unter Androhung kirchenrechtlicher Strafen.»
Wieder jenes Dokument, das von Küng, Kong und Hasenhüttl benutzt wird, dem Papst üble Nachrede anzuhängen, und das eine ganz andere Tendenz hat als die, die diese Herren ihm nachsagen – was zumindest die Leser dieses Blogs schon seit längerem wissen.

Die Protestanten hatten es besser

Am Sonntag wurde in unseren Kirchen das Fest der Heiligen Familie begangen. Von der benachbarten evangelischen Kirche habe ich gehört, daß dort der Gottesdienst ganz dem heiligen Stephanus gewidmet war.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Ist unser Seelenleben hirnorganisch verursacht?

Ähnlich wie vor einem Jahrhundert ist es wieder Mode geworden, das ganze Seelenleben hirnorganisch erklären zu wollen. Daß das ein Vorurteil ist, dessen bestes Argument die stete Wiederholung ist, ist bei näherem Hinschauen leicht zu erkennen. Mit welch besonderen Mitteln aber unser sich so gern als objektiv gerierender Wissenschaftsbetrieb diese stete Wiederholung gewährleistet, habe ich jetzt erst erfahren.

Dienstag, 14. Dezember 2010

Werde ich auch enttarnt?
sowie:
Die Kunst der tendenziösen Nachrede

Nun, ich brauche keine Angst vor Enttarnung zu haben; und in der Tat kann jeder, der die AlloCath mit ihren Verlinkungen liest, leicht meinen Klarnamen erraten. Aber ich möchte nicht, daß bei der Arbeit meine Klienten an meine Blog-Aktivität zu denken haben; darum ist es mir lieb, daß mein Klarname hier nicht direkt sichtbar ist.
Für jemanden, der an einem Medium der kirchlichen Publizistik mitarbeitet, ist die Sache viel gravierender: er hat ein Recht darauf, seine persönliche Meinung zu sagen, und Stanislaus tut das in einer Weise, mit klarem Profil und doch ohne unnötige Polemik, gut beobachtend, wohlinformiert und mit sicherem Urteil, daß sicher kein Leser darauf verzichten möchte (das sage ich mit einigem Stolz, denn er hat das Bloggen entdeckt, als ich ihn für die AlloCath anzuwerben versuchte). Andererseits hat sein Arbeitgeber Anspruch darauf, daß das Blog nicht gleichsam als zusätzlicher Netz-Auftritt der Redaktion erscheint. Die saubere Lösung: das blogübliche Pseudonym. Hier öffentlich die Anonymität zu brechen erscheint mir als schmerzlicher Eingriff in die Meinungsfreiheit.

Etwas Besonderes aber ist die Art der Enttarnung: «Während Kissler unter anderem ...», «beschränkt sich S[.] in seiner Zitierung überwiegend auf Kisslers kritische Anmerkung».
Das das sachlich falsch ist, darauf hat Stanislaus schon selber hingewiesen. Und das «Während ...» ist eine ungute Unterstellung – es gibt bei Stanislaus durchaus keinen Tendenzunterschied zuungunsten des bischöflichen Aktes.
Aber mich interessiert noch die Logik des Beitrags: was bedeutet «sich überwiegend beschränken»? Wenn Stanislaus eine ganze Serie geschrieben hätte mit Zitaten von Herrn Kissler und im größeren Teil dieser Beiträge nur das Kritische erschiene, wäre der Satz logisch sinnvoll. Aber bezogen auf einen kurzen Beitrag mit zwei Zitaten: was bedeutet denn da rein logisch «sich überwiegend beschränken»?
Mir scheint, hier hat die unfreundliche Tendenz über die Logik gesiegt.

Mittwoch, 17. November 2010

Sonntagmorgens in der Propstei

An diesem Sonntag bietet anscheinend Obersachsen das beste Wetter. Also mache ich mich auf den weiteren Weg bis in die Propsteikirche; und es lohnt sich.
Das Kyrie wird nicht zum Bestandteil des Schuldbekenntnisses degradiert – das erscheint vorher, an seinem rechtmäßigen Platz –, und es ist ein echtes Kyrie (GL 463), in dem nicht wie in den beliebten Kyrie-Litaneien die trinitarische Struktur vernebelt wird. Es gibt ein Glaubensbekenntnis, nicht nur ein Lied, zur Opferung dürfen wir «Wir weihn der Erde Gaben» singen; und obwohl viele zur Kommunion gehen, teilt der Propst sie allein aus.
Besonders fällt mir eine Fürbitte auf: es wird dafür gebetet, daß wir davor bewahrt werden, zu denken, unsere Zeit sei einzigartig, wir seien ganz anders als die Menschen anderer Zeiten.

Der Mann von heute

Eine Betrachtung in drei Bildern.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Menschen zum Wegwerfen

«Zum ersten Mal weltweit ist in den USA ein Patient mit einer Injektion embryonaler Stammzellen behandelt worden. ... Die Forscher des Unternehmens Geron verbinden damit die Hoffnung, dass ... und womöglich ... kann.» Es geht um eine Rückenmarksverletzung. «Voraussetzung ist, dass die Rückenmarksverletzung erst wenige Tage zurückliegt und ...»
«Auch über dieses Krebsrisiko erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse» – nicht über das, dem Menschen normalerweise ausgesetzt sind, sondern über das durch Injektion embryonaler Stammzellen erzeugte Krebsrisiko.
So sieht die aktuelle Bilanz des jahrelangen Bemühens aus, mit embryonalen Stammzellen medizinische Wunder zu wirken; Argument für den «Verbrauch» embryonaler Stammzellen war regelmäßig, daß damit die schwersten allgemeinbekannten Krankheiten geheilt werden könnten.
So sehr die ungedeckten Versprechungen, mit denen Stimmung gemacht wird für den Mißbrauch embryonaler Stammzellen, auch empört – der allgegenwärtige Protest gegen diesen Mißbrauch («Verbrauch»), ebenso wie der gegen die Präimplantationsdiagnostik, greift dennoch zu kurz: «Die Embryonen, aus denen die Stammzellen gewonnen wurden, stammen nach Angaben des Unternehmens von Eltern, die nach In-vitro-Fertilisationen übrig gebliebene, nicht in die Gebärmutter eingesetzte Embryonen gespendet hatten», lese ich.
Hierin liegt der eigentliche Skandal: daß bei In-vitro-Fertilisation überzählige Embryonen – Menschen – zum Wegwerfen hergestellt werden.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

«Stuttgart 21» und Rechtssicherheit

Der Arbeitgeberpräsident hat Verlässlichkeit und Rechtssicherheit angemahnt, die baden-württembergische Regierung stimmt bei: um der Rechtssicherheit willen stehe sie fest zu «Stuttgart 21».
Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung im Sinne von § 12 des Denkmalschutzgesetzes. Wenn Regierung und Konzern von ihm wesentliche Teile abreißen, Bürger aber ihn schützen wollen: wer steht da für Rechtssicherheit ein?

Donnerstag, 30. September 2010

Höhere Mieten für die Mullbinden ums Haus

Die Bundeskanzlerin hält um der Wärmedämmung willen höhere Mieten für gerechtfertigt, so ist heute dank dpa allüberall zu lesen. Wie der «Hartz IV»-Empfänger nun aber diese höheren Mieten bezahlen soll, erfahre ich nicht. Mit den 5 € etwa, die ihm vor einigen Tagen zusätzlich zugestanden wurden? Oder sollen wieder die Gemeinden einspringen, deren meiste freilich selber schon lange kein Geld mehr haben? Oder hat die Bundeskanzlerin doch gesagt und dpa es nur nicht weitergegeben, daß der Bund die höheren Kosten trägt, die seine Kanzlerin propagiert?

Mittwoch, 29. September 2010

"Abhängen zwischen Himmel und Erde"!

«Hängebrücke, Flying Bridge, Hangelseile und andere Elemente ermöglichen in zehn Metern Höhe eine ganz neue Erfahrung im Kirchenraum. Der Hochseilgarten bietet in kombination mit dem Kirchenraum die Möglichkeit für Gruppendynamik, Selbsterfahrung und Spiritualität» [Junge Kirche Essen].

Wir sind doch alle so kinderfreundlich – da müssen wir doch wohl alle daran arbeiten, daß die Welt ein großer Kindergarten wird! – ?
Zugegeben, ich weiß, daß es Kindern Spaß macht, die Füße auf den Tisch zu legen, schließlich war ich auch mal ein Kind. Aber richtigen Spaß macht es vor allem, weil sie das eigentlich nicht dürfen; wenn sie es dann doch dürfen, wird es bald langweilig. Und wenn die Kirche zu einem großen Kindergarten gemacht wird, wird sie auch bald langweilig werden (wie experimentell schon längst nachgewiesen).
Letztlich sehnen sich Kinder nach einer Welt jenseits des Kindergartens. Und ich plaidiere für eine Kirche, die sich solcher Sehnsucht wert zeigt.

Et recreetur Laurentius Rhenanius

Samstag, 25. September 2010

«Menschenrechte» gegen die Religionsfreiheit

Der «Europäische Gerichtshof für Menschenrechte» liebt es offensichtlich, im Namen der «Menschenrechte» gegen die Menschenrechte, hier konkret die Religionsfreiheit, vorzugehen. Der Chronist ereifert sich über einen aktuellen Fall.

Samstag, 18. September 2010

Wo immer im nördlichen Europa der Papst erscheint,

da wird protestiert – das scheint unvermeidlich. Interessant ist, wer in der Koalition von «Koalition aus Menschenrechtlern, Atheisten» und all den üblichen Verdächtigen an prominenter Stelle auftaucht: aus dem Wilden Norden Irrlands kommt zum Protestieren der durch eine ganz besondere Art von Menschenrechtsengagement bekannte Pastor Ian Paisley mit 60 weiteren Presbyterianerhäuptlingen.

Mittwoch, 8. September 2010

Orietur Occidens im Radio

Radiogespräche finde ich schwierig. Ich kann weniger gut vorbereitet sein als bei einem Vortrag, habe weniger Zeit zum Überlegen als bei einer Diskussion; und die Zeit ist immer zu kurz (obschon das Domradio damit ja eher großzügig ist).
Nein, recht zufrieden bin ich nicht. Dennoch seien unsere Sendezeiten der bloggözesanen Öffentlichkeit mitgeteilt (ich hoffe, daß andere weniger kritisch sind als ich).

Mittwoch, 1. September 2010

«Bildung

ist für mich ein hohes Gut; ich bin immer dafür, auch Menschen aus armen Familien den Weg zu bahnen zu höchstmöglicher Bildung.
Aber Bildung gegen die Wirtschaftskrise, gegen die Verarmung immer weiterer Schichten der Bevölkerung?»
hatte ich einmal gefragt;
Wieder gibt mir die tageszeitung eine Antwort. In Berlin gibt es ein Kulturzentrum für Obdachlose und Arme. Irgendwo in einem längeren Artikel darüber ist zu lesen:
«Da ist der ehemalige Banker, der bei uns seinen preiswerten Kaffee trinkt und unsere Computerarbeitsplätze nutzt, um seine Erinnerungen aufzuschreiben; da ist der Diplommathematiker, der obdachlos ist; da ist der ehemalige Jurist und der ehemalige und gar nicht so erfolglos gewesene Unternehmer. ... oder einem arbeitslosen Mann mit Mietproblemen. Er hat Religion studiert und war später Koch, der redet nicht nur über seine drohende fristlose Kündigung, er redet auch mit mir über Joachim von Fiore und über Savonarola.»

Montag, 30. August 2010

Ferien und Frontalunterricht

Wenn auch der Stil miserabel ist, so ist es nichtsdestoweniger erfreulich, daß jemand es einmal sagt: Lehrer bleiben gegen alle Interventionen der Modepädagogik beim Frontalunterricht, weil diese Art des Unterrichts unersetzlich ist.
Und, wohl angestoßen durch den mißlungenen Versuch des US-Präsidenten, bessere Staatsschulen zu schaffen, ist bei Frau Charim dankenswerterweise nachzulesen, daß Ferien besser sind als das stete Bemühen, Kinder zu Tode zu «fördern».

Latte macchiato

Aufklärung in drei Bildern

Donnerstag, 26. August 2010

Mittwoch, 18. August 2010

Der Pastor

Sonntagsmesse in der kleinen Großstadtkirche. Der Pastor ist ein frommer, volksmissionarisch hochengagierter Priester. Schon vor Beginn der Messe kommt er herein, sieht nach dem Rechten, holt die Kinder nach vorne, führt ein in das, was kommt. Während der Messe achtet er darauf, das Volk mitzunehmen, spricht es immer wieder zur gegebenen Zeit an, gibt die Antworten – nach den Lesungen etwa – besonders laut, damit alle mitgerissen werden. Und immer ist er betont locker.
Mit anderen Worten: kaum sind die Kinder in der Kirche, sehen sie sich schon von ihm herumkommandiert; das Volk bekommt ständig gesagt, wo es lang geht. «Sò!» hört man ihn sagen, wenn ein notwendiger liturgischer Teil überstanden ist und er sich wieder direkt an die Leute wenden kann. Mal muß er hier, mal dort sein – dazu, auf dem Weg den Altar zu beachten (das Tabernakel steht sowieso auf der anderen Seite), ist da keine Zeit mehr.
So sieht jeder, auf wen es hier ankommt. Wer aber Raum zur Andacht, zum Gebet sucht, hat es nicht leicht. Und wer sich in der Kirche nicht gern dirigieren läßt oder wer den Herrn Pastor nicht so sehr interessant findet, bleibt weg.
Etliche kommen aus der weiteren Umgebung, die der Pastor mit seinem missionarischen Einsatz gewonnen hat. Aber derer, die wegbleiben, aus dem eigenen Pfarrbezirk, sind mehr.

So lautete ein längst gelöschter Beitrag in der Chronik. Fast anderthalb Jahrzehnte lang habe ich in seiner Pfarrei gelebt, bin in dieser Zeit gern auch anderswohin, oft aber in seine Kirche zur Sonntagsmesse gegangen. Messen bei ihm an nichtstaatlichen Festtagen allerdings habe ich gemieden, seit ich einmal hatte erleben müssen, daß wir auch zur Wandlung sitzenbleiben sollten – das sei irgendwie urchristlich.
Man konnte nett mit ihm reden; doch greifen ließ er sich nicht. Einmal fiel ein Feiertag auf einen Samstag. Meine Planung, wann ich wo an welcher Messe teilnehmen konnte, war etwas schwierig; ich fragte ihn, ob die Messe am Samstagabend eine Messe zum Fest oder eine Vorabendmesse zum Sonntag sei. Es war nicht zu erfahren; ich verstand nur, daß es pastoral sei, daß die Messe so irgendwie beides sei.
Noch kein Jahr war ich von dort weggezogen, als er abgesetzt wurde: einige Opfer hatten sich gemeldet, die als Kinder von ihm als Kaplan mißbraucht worden waren; er gestand sofort. Als ich auf Besuch wieder in meine frühere Pfarrei kam, war man dort recht niedergeschmettert. Nur ein älterer Herr mißbilligte die Absetzung: die Übergriffe seien doch schon 25 Jahre her. Was soll es noch – ich habe seinen Satz nicht richtiggestellt: 25 Jahre lang haben die Opfer gewartet, bis es ihnen gelungen ist, die Übergriffe offenzulegen.
Im Nachhinein wurde auch von Beschwerden gesprochen, daß er bei Beichtgesprächen mit Schülern zu sehr im Sexuellen kramte, von der Verwunderung, daß er Wert darauf legte, Kinder nackt zu taufen, auch wenn sie nicht mehr ganz klein waren.
Doch Verdacht geschöpft hatte niemand. Wie sollte es auch anders sein – einem Priester (und nicht nur einem Priester) bringe ich, und nicht nur ich, ein Grundvertrauen entgegen. Und bei vielen, gerade auch bei Kindern, war er sehr beliebt gewesen.

Dezidiert zeitgenössisch

Ein Interview mit dem Architekten von «Stuttgart 21», dem Neubau der Stuttgarter Hauptbahnhofanlage, zeigt so exemplarisch, was «moderne» Denkweise ist, daß es sich lohnt, sein denken und Argumentieren zu analysieren und unter «Liturgica» (!) zu publizieren.

Dienstag, 17. August 2010

Die Macht der Popindustrie

über Menschen, über ihre Einstellungen, über ihr Leben wird sichtbar durch eine Universitätsstudie. Sie vermag deren Ideale zu bestimmen.
Lest nach beim Chronisten!

Marktwirtschaft auf den Spuren der Planwirtschaft

Wieder einmal erweist sich die freie Marktwirtschaft als Fortsetzung der sozialistischen Planwirtschaft mit anderen Mitteln. Lest nach beim Chronisten!

Urlaub!

Endlich kann ich mich wieder meinen Pflichten als Balator widmen.
(Ich bin doch zu dem Schluß gekommen, daß das englische «to blog» «blöken» bedeutet, wenn auch wortgeschichtlich noch nicht alles ganz klar ist; also ist ein «Blogger» auf Latein ein «Balator».)
Einiges habe ich mittlerweile geschafft, einiges erlebt. Zum Beispiel einen Ausflug nach
Halle a.d. Saale
Was Coesfeld für die Münsteraner Bischöfe war, Bonn für die Kölner Erzbischöfe, das war für die Magdeburger Halle: eine friedliche Residenz irgendwo auf dem Lande. Darum gibt es dort auch einen Dom, der freilich später der Reformation und schließlich gar den Reformierten in die Hände gefallen ist.
Bemerkenswert ist die Kanzel, noch aus katholischer Zeit. Die Basis bilden, wie so oft, die vier Evangelisten. Hier aber sind sie durch einen fünften ergänzt: Moses!
Und den Weg hinauf säumen die Kirchenväter. Kardinal und Bischöfe haben die Reformation heil überstanden; Papst Gregor d.Gr. jedoch wurde die Tiara abgeschlagen.
(Leider hatte ich keinen Photoapparat zur Hand; aber es gibt eine Gelegenheit im Netz, sich zur Kanzel durchzuklicken.)
In der Marktkirche unserer lieben Frau gibt es unter der Orgelempore zwei «Ratsstuben» von der Wende des XVII. Jahrhunderts. Das eigentliche Motiv ihrer Errichtung ist unbekannt; genutzt wurden sie als Zuflucht für Mütter mit unruhigen Kindern. Unter der Empore der Nordseite gibt es zudem für reiche Familien separierte «Betstuben» mit Fenstern zum Kirchenraum, die man öffnen und natürlich auch schließen konnte. So ließen sich lange protestantische Predigten ertragen.

Nach Hause zurückgekehrt, erwartete mich dann ein erfreuliches Erlebnis. Als ich am Sonntagmorgen in die Propstei kam, erschrak ich zuerst etwas, weil die Aktenordner für Lieder der Kinder- und Jugendgottesdienste auslagen. Aber es ist nun ein neuer Kaplan da, der uns auch einen Jugendgottesdienst schadlos überstehen ließ. Selbst der Gesang war nicht zu beanstanden. Nur nach dem Friedensgruß folgte «Der Himmel geht über allen auf»; aber von meiner Sorge, das solle das Agnus Dei ersetzen, befreite mich der Kaplan, der gleich darauf «Lamm Gottes» zu sprechen begann.
Sicher, nach der Kommunion legten einige Laienbeteiligte noch eine kleine Orgie von Kindergeburtstagsspiritualität ein; aber dieses Problem stelle ich der Zukunft anheim.

Samstag, 24. Juli 2010

Mein Gymnasium

In Hamburg ist gerade von der stimmberechtigten Bevölkerung der Versuch zurückgewiesen worden, die Gymnasialbildung zu stutzen. Um des Gymnasiums willen bin ich zufrieden mit diesem Ergebnis; glücklich damit aber bin ich nicht, weil es wirklich Mißstände gibt, gegen die diese Reform als freilich untaugliches Mittel eingesetzt werden sollte.

Als ich aufs Gymnasium kam, waren Schüler aus der Unterschicht nicht benachteiligt. Meine Großväter waren Bergleute, mein Vater Schneider, er arbeitete in einem Bekleidungshaus, damals im Arbeiterstatus. In meiner Volksschulklasse war auch der Sohn der reichsten Unternehmerdynastie der Stadt. Um aufs Gymnasium wechseln zu können, mußte man einige Tage an einem Probeunterricht dort teilnehmen. So ging ich selbstverständlich aufs Gymnasium über, und der Unternehmersohn hat es nicht einmal versucht (was seiner Laufbahn als Unternehmer natürlich keinen Schaden tat).
Wir hatten drei Sprachen zu lernen, davon Latein all die neun Jahre hindurch. Außerdem konnten wir weitere Sprachen in Arbeitsgemeinschaften lernen; ich wählte Hebräisch und Französisch.
Natürlich gab es Dinge an unserer Schule, die mich mißfielen; aber insgesamt sah ich mich bestens auf den Weg der Bildung geführt, zu eigenem Denken ermutigt und sogar geistlich gefördert. Mißachtung hatten die Schüler aus der Unterschicht nicht zu fürchten; und der Unterricht war so angelegt, daß wir keiner häuslichen Hilfe bedurften.

Was ist anders geworden? Ich sehe, daß nunmehr etwa an Sprachen weniger gelernt wird und dennoch das Lernpensum gestiegen ist durch detailliertere Wissensanforderungen in manchen eher peripheren Gebieten. Ich höre, daß elterliche Hilfe zunehmend selbstverständlich vorausgesetzt wird (aus der Schulpsychologie weiß ich: Eltern für die Schularbeit Mitverantwortung übernehmen zu lassen ist pädagogisch abträglich). Ich höre, daß Kinder aus der Unterschicht heute gerade vor humanistischen Gymnasien zurückschrecken, aus Sorge, dort könnte teure Markenkleidung die soziale Norm sein, könnten teure Klassenreisen angesetzt werden – beides war in meiner Schulzeit kein Thema.
Und in meiner Schulzeit war es möglich, auch noch nach der 5. Volksschulklasse aufs Gymnasium überzugehen. Das bedeutete, daß die Begabungen unauffälligerer Schüler in der 5. Klasse, da nun die begabtesten nicht mehr dabei waren, sichtbar werden konnten und so auch sie noch aufs Gymnasium gelangten.

Ich habe auch erlebt, daß die Gesamtschule für begabte Immigrantenkinder wirklich einen Vorteil bedeutet. Aber ich habe auch an deren Unterrichtskonzept gelitten, als ich solchen Schülern Nachhilfe in Mathematik erteilt habe: der Stoff war inhaltlich anspruchsvoll, aber von der Formelsprache der Mathematik stand viel zu wenig zur Verfügung – nicht etwa, daß die Schüler sie zu wenig begriffen hätten: ich konnte an den Büchern sehen, daß versucht wird, hochkarätigen Stoff auf stark vereinfachtem formalem Niveau zu unterrichten und so ihn scheinbar zu erleichtern, tatsächlich aber zu erschweren. Ein solches in Gesamtschulen angewandtes Konzept kann auch für Immigrantenkinder nicht wirklich geeignet sein (was wäre gewesen, wenn ich nicht zur rechten Zeit zur Verfügung gestanden hätte?).
Auch der Weg für Immigrantenkinder zum Abitur ist also durch eine Gesamtschule nicht recht bereitet – das Gymnasium ist auch für sie notwendig. Ihnen den Weg dorthin zu erleichtern bleibt eine ungelöste Aufgabe.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Öffentliche Mittel für private Patente

Eine Studentin macht einen sinnvollen Vorschlag – und er wird von einer renommierten Hochschulklinik angenommen!
Und ganz nebenbei erfahre ich, daß Forschungsergebnisse, an denen staatliche Einrichtungen maßgeblich beteiligt waren, bedingungslos der Privatindustrie überlassen werden, die daraus dann Patente machen kann.

Freitag, 16. Juli 2010

Die Bilder der Apostel

In einer römischen Katakombe habe ich einmal eine Zeichnung gesehen, wohl noch aus der Märtyrerzeit, die, obwohl ohne Beschriftung, leicht als Portrait des Apostels Petrus zu erkennen ist. Offensichtlich hat es in der Urkirche eine bildliche Tradition gegeben, durch die uns die Gesichtszüge einiger Heiliger überliefert worden sind.
Aus nur wenig späterer Zeit ist nun eine prachtvolle farbige Darstellung entdeckt worden.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Die Ethik der Ethikkommissionen

Ein Psychotherapeut steht oft vor der Frage: will jemand Therapie machen, um sich mit deren Hilfe zu ändern, oder will er sie machen, um sich nicht ändern zu müssen? Ebenso gibt es die Frage: konsultiert jemand eine Ethikkommission, um sich mit deren Hilfe ethisch zu verhalten, oder konsultiert er sie, um sich nicht ethisch verhalten zu müssen?
Lest nach beim Chronisten!

Mittwoch, 14. Juli 2010

Neue Wege gehen...

... mehr Chancen eröffnen, Potenziale (sic!) nutzen.

Das ist der Titel des Koalitionsvertrags der neuen nordrhein-westfälischen Landesregierung.

Unter diesem Motto hat die kleinste Pfarrei des Bistums Münster ihre Konsequenzen gezogen.

Wie sagte doch die Schneiderin? "Mittelalterliches muß nicht teuer sein."

Samstag, 10. Juli 2010

Der Mythos vom friedlichen Buddhismus

Der Buddhismus sei an sich friedlich, habe anders als das Christentum niemals Krieg geführt, lese oder höre ich nicht selten. Nun, daß das historisch falsch ist, ist bekannt, wenn man es denn wissen will. Auch die Dalai Lamas haben keineswegs nur mit friedlichen Mitteln Politik getrieben; und die Machtkämpfe der buddhistischen Orden im Mittelalter sind berüchtigt (nicht minder als die des Deutschen Ordens in Preußen), vom Einsatz der Mönchssoldaten des Tendai-shu bis zur Zwangsrekrutierung der Anhänger des Jodo-shu mittels Exkommunikationsdrohung.
Das ist Vergangenheit – heute gibt es keine buddhistischen Institutionen mehr, die die Macht über Staaten oder auch nur größere Herrschaftsgebiete innehätten. Aber auf Ceylon, lese ich in der tageszeitung, gehören buddhistische Mönche zu denen, die das Bureau der Vereinten Nationen in Colombo belagerten und das Ende der Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkriegs gegen die tamilischen Aufständischen forderten.

Freitag, 9. Juli 2010

Montag, 5. Juli 2010

Trennung von Staat und Kirche

Eine in Italien wohnende Finnin hat gegen die Republik Italien vorm Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte darauf geklagt, die Kreuze aus staatlichen Schulen zu entfernen. Einen Schein von Rechtfertigung erhält ihre Klage dadurch, daß in Italien Staat und Kirche laut Verfassung getrennt sind.
Aber es ist nur ein Anschein. Zwei Argumente stellt der Chronist dementgegen.

«Suchen und finden»

Wieder droht allseitiges Händehalten zum Pater noster. Diesmal folge ich, freilich ein wenig verlegen, Dilettanti Anweisung. Ich muß nicht einmal hinausgehen, hinten in der Kirche ist alles leer.
Ein weiterer Eindruck von der Religiösen Kinderwoche ist beim Chronisten zu finden.

Donnerstag, 1. Juli 2010

«Hilfsschule» – der Kreis schließt sich

Als ich klein war, gab es «Hilfsschulen». Daraus wurden dann «Sonderschulen», dann «Förderschulen». Und nun habe ich erfahren, daß sie nun zu «Schulen für Lernhilfe» geworden sind – der Kreis schließt sich.
Übrigens haben sich diese Schulen wieder einmal als ein «Segen» für ihre Schüler erwiesen.

Gibt es ein Recht auf Eigentum?

Das Eigentumsrecht erscheint hierzulande als höchstes Prinzip – von den Rechten der Alteigentümer im früheren Deutschdemokratien bis zu den Rechten von Unternehmenseignern gegenüber ihren Arbeitnehmern (ungeachtet der grundgesetzlichen Norm, Eigentum verpflichte). Aber gilt er auch für kleine Gewerbetreibende?
Der Chronist hat darüber berichtet.

Mittlerweile hat sich dort allerdings die Sachlage verändert: der Gewerbebetrieb muß ausziehen; darum darf der Besitzer – bei unveränderter Sicherheitslage – sein Eigentum bergen. Ob die monatelange Schließzeit nötig war, wird sich freilich wohl nicht mehr herausstellen; seine Aussichten auf Schadensersatz jedenfalls sind gering.

Mittwoch, 30. Juni 2010

Alte Messe ist Zeitgenossenschaft


Aus einem Brief an einen Professor für Kirchengeschichte:

herzlichen Dank für die beiden Texte. Ich habe sie mit Freude und Gewinn gelesen – und fühlte mich ein wenig in die gute alte Studienzeit versetzt.


Natürlich kann und will ich keine historische Diskussion versuchen. Ein „Urzustand“ der Liturgie ist ja ohnehin wissenschaftlich immer eine Hypothese und kann daher redlicherweise nicht als Ideal für die heutige Liturgie gelten, weil morgen schon neue historische Erkenntnisse gewonnen werden können. Außerdem: Die Menschen des 4. Jahrhundert lebten in einem anderen kulturellen Kontext als wir.

Lassen Sie mich meinen Zugang zur Liturgie mit einem Vergleich beginnen: In meiner Studienzeit bot der Alttestamentliche Lehrstuhl noch Vorlesungen „Zur Theologie der Priesterschrift“ an. Das ist vielleicht ein interessantes Unterfangen, bringt aber glaubensmäßig nichts. Sicher ist es z.B. gut, die verschiedenen Schöpfungsmythen Babylons und Ägyptens zu kennen, um deren Spuren in der Bibel wieder zu entdecken. Aber das bringt mich nicht näher zu Gott. (Entschuldigung, aber als Pastor kommt man sehr schnell zu der schlichten Frage: Was bringt das?) Natürlich bin ich ein großer Freund der Geschichte und der Geschichtswissenschaft, denn das „bringt“ Identitätsbewußtsein. Es geht mir nicht um eine unwissende, geschichtsvergessene Naivität – im Gegenteil. Meines Erachtens sollten wir aber anerkennen, daß es genau diese Geschichte ist, die uns zum gegenwärtigen Zustand geführt hat – und daß diese Geschichte, insofern sie die Kirche, die Liturgie oder die Heilige Schrift betrifft, vom Heiligen Geist gewirkt oder wenigstens durchdrungen ist. Das heißt: die „real existierende Gegenwart“ der Kirche und ihrer Liturgie ist nicht das Ergebnis einer Dekadenz, sondern einer – vorsichtig gesagt – vom heiligen Geist begleiteten Entwicklung, die, da durch und mit Menschen geschehend, immer auch Fehler beinhaltet, als ganze aber nicht irregeht.

Praktisch gesagt: Ich muß mich mit dem Meßbuch in erster Linie versöhnen und nicht es kritisieren. Wenn ich z.B. höre, daß bei einer Klausur in Liturgiewissenschaft an einem deutschen Lehrstuhl die Aufgabe gestellt wird „Kritisieren Sie das II. Hochgebet“, dann frage ich: Was bringt das? Und: Wo führt das hin? Und die letzte Frage ist leicht zu beantworten: zum Ringbuch und zu einer Vergewaltigung der Gläubigen durch die meist doch recht dürftigen Eigenkreationen von Priestern, die sich besser an das Meßbuch hielten. Sicher hatte Papst Gregor der Große eine viel freiere und großherzigere Haltung in dieser Frage als Pius V.. Aber die ausgehende Antike war auch eine andere Zeit als die nachreformatorische Zeit. Wenn Papst Gregor wüßte, was viele Priester der Kirche heute am Altar den Gläubigen „bieten“, wäre er sehr schnell bei der Lösung Pius’ V: ein verbindliches Meßbuch für alle.

Wir müssen auch die Mobilität und Kommunikationsmöglichkeiten der Moderne berücksichtigen: Was der Papst heute morgen auf dem Petersplatz sagt, lese ich eine Stunde später an meinem Schreibtisch. Menschen verreisen, ziehen öfter um und fahren mit dem Auto zu einer Kirche, die ihnen aus irgendwelchen Gründen zusagt. Soll es da von Kirche zu Kirche so zugehen, wie es dem Priester oder einem Liturgiekreis gefällt? Das wäre doch Gift, brächte Verwirrung und Spaltung hervor. In Städten mag eine gewisse „Angebotsbreite“ gerechtfertigt sein, namentlich in Universitäts- oder Studentenkirchen (obwohl ich auch da skeptisch bin). Aber in einer Pfarrgemeinde (mit dem „Auftrag zur flächendeckenden Grundversorgung“), muß nach dem gültigen Missale zelebriert werden, vor allem um die Gläubigen vor Einseitigkeit, Willkür, Geschmacklosigkeit und Platitüden zu schützen.

Vor diesem Hintergrund sehe ich auch die Erlaubnis, nach dem alten Missale zu zelebrieren. Das ist kein zurück in die Unfreiheit – das geschieht Anfang des 21. Jahrhunderts, in dem sich sehr individuelle Christen über weblogs und facebook vernetzen und auf einmal feststellen: es gibt viele, die die alte Messe lieben und wollen, die aber nichts mit den Piusbrüdern zu schaffen haben wollen und „merkwürdigerweise“ menschlich völlig normal sind. Es ist ein Akt der Freiheit, der in sehr bewußter Zeitgenossenschaft geschieht – in Faszination für die „Objektivität“, Erhabenheit und Sakralität des Ritus, von dem natürlich jeder weiß, daß auch er seine Geschichte und seine Brüche hat. Aber in unserer orientierungslosen, hastigen und jenseitsvergessenen Zeit steht der alte Ordo mit den genannten Eigenschaften für das, was die Menschen zum Heil führen kann. Kurz: Das ist jetzt „dran“.

Dienstag, 29. Juni 2010

Literarische und wirkliche Anliegen

Wichtige Anliegen wurden in den Fürbitten am Sonntag genannt – doch sie erscheinen als zufällig, es sind bei der Gottesdienstvorbereitung erdachte Schriebtischanliegen.
Literarische und wirkliche Anliegen meint der Chronist unterscheiden zu müssen.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Die öffentliche Meinung ist lutherisch

– sie verzeiht nur aus Gnade, ohne Anrechnung von Verdienst. So hat Frau Käßmann ihre Verzeihung erlangt, Bischof Mixa nicht.

Ein tragischer Unfall anno 2010

Ein Fußgänger will über die Straße gehen, sieht sich um, sieht nur ein paar Deutschlandfahnen kommen. Fahnen sind ungefährlich, denkt er und geht über die Straße. Doch er hat nicht gesehen, daß sich unter den Fahnen ein Auto verbirgt, und so wird er überfahren.

Samstag, 12. Juni 2010

Stockholm-Syndrom und Sparmaßnahmen

Stockholm-Syndrom – Geiseln beginnen mit den Geiselnehmern zu sympathisieren – und Sparmaßnahmen: was hat das miteinander zu tun?
Vom Chronisten könnt Ihr es erfahren.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Kinder mögen

alles, was grell und bunt, süß, laut und häßlich ist, könnte man meinen, wenn man auf die Angebote der Warenwelt für Kinder sieht.
Aber das ist falsch. Ich etwa habe schon als Kind alles Laute gehaßt; und daß Kinder erst dazu erzogen werden, gerne Süßes zu mögen, ist mir längst aufgefallen (und bei mir ist die Erziehung dazu glücklicherweise mißlungen). Daß auch grell, bunt und häßlich nicht sein muß, konnte eine Familie erfahren, die völlige Plastikabstinenz beschlossen hat. «Überhaupt keinen Streit gab es dagegen, als die Kinder ihre Spielsachen einer Inventur unterziehen sollten. Die Kleinen haben da „mehr Instinkt“ und sind noch nicht so sehr an die Plastikwelt gewöhnt wie wir» und «Auch in der Schule der Kinder gebe es keine Hänseleien wegen des außergewöhnlichen Experiments», wird berichtet.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Fronleichnam in Obersachsen

Ein verregneter Tag. Erst als ich nach getaner Arbeit nach Hause ging, hatte der Regen aufgehört. Aber es blieb feucht und ungemütlich.
Hier in Obersachsen ist Fronleichnam kein Feiertag. Darum begann das Hochamt erst um 6 Uhr nachmittags. Während der Messe kamen erste Sonnenstrahlen durch die Fensterscheiben, nach der Messe war die Wolkendecke aufgerissen, der Schlußsegen schließlich wurde bei strahlendem Sonnenschein gegeben.

Dienstag, 1. Juni 2010

Hatte Clemens XIV. doch recht?

In der tageszeitung wird wenig wohlwollend der Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten zitiert.
Über die Opfer des Mißbrauchs sagt er: «Ausdrücklich wende ich mich an dieser Stelle an alle, die sich als „Opfer“, „Überlebende“ oder einfach „Betroffene“ des Missbrauchs in den Einrichtungen unseres Ordens erfahren. Im Namen des Ordens anerkenne ich mit Scham die Schuld und das Versagen des Ordens und bitte ich sie noch einmal um Entschuldigung.»
Über die Täter sagt er: «Sie gehören zu uns, und wir werden sie nicht aus unserer Gemeinschaft verstoßen. Der Schutz ihres Persönlichkeitsrechts muss gewährleistet werden, bei Bedarf auch mit Hilfe von Anwälten.»
Die tageszeitung findet, daß das, was der Provinzial über die Opfer sagt, weniger herzlich klingt als das, was er über die Täter sagt.
Leider hat die tageszeitung recht.
Was die finanzielle Entschädigung angeht, findet er es «wichtiger, Gelder in die Prävention zu stecken». Das freilich geht an den bisherigen Opfern vorbei – abgesehen davon glaube ich nicht, daß die geeignete Prävention durch finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen ist; intensiveres geistliches Leben schiene mir sinnvoller. Aber vielleicht wird das Geld ja auch schon für die «Hilfe von Anwälten» gebraucht.
Achtenswert war allerdings, wie P Mertes sich um Aufdeckung bemühte. Andererseits jedoch hat er die Gelegenheit genutzt, seine frisch gewonnene Popularität zu Propaganda zu nutzen für seine sehr persönlichen Vorstellungen.

Auch Ordinariate haben sich in der gegenwärtigen Affairenserie nicht immer überzeugend verhalten, etwa in der Art, wie sie verständliche Wünsche der Opfer abbügeln. Aber die SJ ...
Nein, Clemens XIV. hatte nicht recht; die damaligen Jesuiten waren unschuldig; und auch heute noch mangelt es nicht an hochachtenswerten Priester dieser Gesellschaft. Aber meine Sympathie für die SJ hat gelitten.

Samstag, 29. Mai 2010

Hilfe! Hilfe! Hilfe!

Kennt Ihr St. Afra? Eine schöne Kirche mitten in Berlin, im Wedding, in der schöne Liturgie gefeiert wird – weshalb diese Kirche nicht aus Kirchensteuermitteln finanziert wird, sondern, vom Institut St. Philipp Neri getragen, durch Spenden unterhalten wird.
St. Afra ist in Not. Darum ruft das Institut um Hilfe. Aber es schreibt auch: «Wenn jeder, der diesen Brief empfängt, € 50 gäbe, wären unsere Probleme für die Zeit gelöst, die wir brauchen, um neue Spender (etwa durch eine englische Website) anzusprechen. Für manchen sind € 50 ein unerreichbar hoher Betrag - vielleicht ist aber gerade für Sie sogar ein größerer Betrag möglich. Wenn jeder großherzig tut, was er kann, ist das Institut gerettet.»
Machen wir mit! Ich will auf diese Weise dazu beitragen, daß möglichst viele Menschen diesen Brief empfangen.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Das fehlte hier noch:

Dienstag, 25. Mai 2010

Der „Großinquisitor“

Die Brochure «Männer um den Papst», ein Pamphlet aus dem Zentralverlag der NSDAP gegen die katholische Kirche, das wohl durch meinen Onkel in den Familienbesitz gekommen ist – er betätigte sich in der Jugendarbeit der Diözese Münster und wollte wohl den Feind genauer beobachten; er ist später im II. Weltkrieg gefallen –, hatte ich hervorgeholt, um die braunen Angriffe gegen Kardinal Pacelli aufzuzeigen. Dabei bin ich auf Angriffe gegen eine weitere dem Kundigen wohlbekannte Persönlichkeit der Kirche gestoßen.
Die Brochure umfaßt, wie bereits gesagt, außer vier Anhängen sechs Kapitel, deren erstes die Organisation der Kurie darstellt, die nächsten vier beschreiben vier Männer der Kurie, das sechste einige Nuntien. Von jenen Männern der Kurie sind zwei Kardinäle – Eugenio Pacelli und Giuseppe Pizzardo –, der dritte ein Erzbischof – Celso Costantini –, der vierte aber ein einfacher Monsignore aus dem heiligen Officium, weswegen dieses Kapitel «Der „Großinquisitor“» überschrieben ist (S.20). Daß er seinem so mäßigen Rang zum Trotz so ausführlich besprochen wird, zeigt die Gefährlichkeit, die die Nationalsozialisten ihm als Gegner beimaßen.

Bilder, auf denen Alfredo Kardinal Ottaviani zu sehen war, gelangten schon 1963 in die breite Öffentlichkeit, als er als Kardinal-Protodiakon die Wahl Kardinal Montinis zum Papst verkündete und ihn dann mit der Tiara krönte. Bekannter wurde er aber sechs Jahre später, als er zusammen mit Kardinal Bacci das Breve esame critico del «Novus Ordo Missae» herausgab – das veranlaßte den Papst zwar, die Einleitung dieses Novus Ordo abzuändern, nicht aber den Ordo selbst.
Etwas weniger bekannt ist, daß Ottaviani, ein Mann aus dem einfachen Volk sich mit großem Engagement persönlich und finanziell der armen Jugendlichen von Trastevere und aus der Umgebung des Vatikan und von Trastevere annahm. Und er trat zudem ein für die Bekämpfung sexuellen Mißbrauchs; er verfaßte Crimen sollicitationis, eine Schrift, durch die das Vorgehen dagegen mit entschiedener Strenge geregelt wurde – ausgerechnet dieses Werk wurde vier Jahrzehnte später mittels falscher Wiedergabe zur Diffamierung des Kardinals benutzt.
Alfredo Kardinal Ottaviani war ein durchaus konservativer Mann. Nichtsdestoweniger aber bekannte er sich schon 1947 zu einem klaren Pazifismus, erklärte: «Bellum omnino est interdicendum».
Ein Mann also, der sich gleichermaßen um das Wohl der Kirche, um ihre Lehre, ihre Liturgie, und um das Wohl armer und gefährdeter Jugendlicher verdient gemacht hat.
Dieser Alfredo Ottaviani war es, der schon in der dreißiger Jahren den Nationalsozialisten als hochgefährlicher Gegner, als «Großinquisitor» erschien:
«Der eigentliche Chef des Heiligen Offiziums ist aber der sehr junge und ungewöhnlich tatkräftige Assessor Mgr. Alfredo Ottaviani ... ein Todfeind des totalen Staates» (S.6), befindet die braune Brochure.
«Das heilige Offizium wacht und duldet keinen Abstrich an der reinen Lehre, und diese Lehre der Kirche verurteilt als öffentliche Todsünde die „Statolatrie“, die „Staatsvergötzung“» (S.20).
«.. und sein
[Mgr. Ottavianis] „Lehrbuch des Kirchenrechts“, das im Jahre 1935/36 in 2. Auflage erschien und das besonders die Beziehungen des Staates zur Kirche behandelt, ...
Natürlich enthält das Buch die bekannte katholische Lehre vom Staat, der nicht die Quelle des Rechtes ist, sondern eine ganze Reihe von überstaatlichen Gebilden und Rechten, Familie, Stamm, Elternrechte und Rechte der Person, kurzum das gesamte Naturrecht, bereits vorfindet, wozu noch das göttliche Recht der Kirche kommt. Das Staatsrecht wird durch diese älteren Rechtssphären begrenzt, und der Zweck des Staates besteht lediglich in der Sorge um das zeitliche Wohl der Bürger, die nur soweit in Anspruch genommen werden dürfen, als es das Gemeinwohl verlangt. ... Ein Staat, der sich selbst als alleinige Quelle des Rechts betrachtete oder dem als Aufgabe etwa der Schutz oder die Erhaltung der Reinheit des Blutes und der germanischen Rasse zugewiesen wird, mißachtet die göttliche Rechtsordnung und begeht die Todsünde der „Statolatrie“. Darum verurteilt Ottaviani in diesem Lehrbuch in aller Form die [S.22] faschistische und nationalsozialistische Staatslehre, den „Hitlerismus“, wie er sich wörtlich ausdrückt (Band II, Seite 17)»
(S.21 f.).

PS. Die braune Brochure habe ich gescannt und als pdf-Datei gespeichert. Wer sie für die Dokumentation des Kampfes des NS-Regimes gegen die Kirche brauchen kann, kann von mir eine Kopie erhalten.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Pius XII. – Pacelli in brauner Sicht

Mein im II. Weltkrieg gefallener Onkel dürfte sich einst die Brochure beschafft haben, die seitdem in unserem Familienbesitz ist. Er betätigte sich früher in der Jugendarbeit der Diözese Münster und wollte wohl den Feind genauer beobachten.
«Männer um den Papst/Wer macht die Politik des Vatikans?» heißt sie. Sie ist 1938 erschienen im «Zentralverlag der NSDAP. Franz Eher Nachf G. m. b. H., Berlin», im 121. bis 150. Tausend. Angemerkt ist: «Diese Broschüre ist als Fortsetzungsfolge im „Angriff“ vom 11.11.37 bis 20.11.37 erschienen».
Die Texte wie auch der Druck der Brochure gehen also auf das Pontifikat Pius XI. zurück, auf die Zeit, als Kardinal Pacelli, der spätere Papst Pius XII., Kardinalstaatssekretär war.
Eigentlich mußten die Nationalsozialisten Papst Pius XI. hassen. Schon 1928 hatte er den Antisemitismus durch das Heilige Offizium verdammen lassen, im März 1937 durch die Enzyklika «Mit brennender Sorge» den Nationalsozialismus im besonderen verdammt. Seine Erklärung «Wir sind im geistlichen Sinne Semiten» stammt allerdings erst aus dem September 1938.
Aber die Autoren der Brochure hielten es wohl für taktisch klüger, nicht den Papst anzugreifen, sondern seine Ratgeber.
Ihr besonderer Haß gilt dem Kardinal Pacelli. Die Titelseite zeigt ein geschickt ausgewähltes Photo, auf dem ein dicker glatzköpfiger Mann dem breit lächelnden Kardinal den Ring küßt. Sie umfaßt (außer vier Anhängen) sechs Kapitel, deren erstes die Organisation der Kurie darstellt, die nächsten vier beschreiben vier Männer der Kurie, das sechste einige Nuntien.
Gleich das II. Kapitel (S. 8-11) gilt dem «Kardinal=Staatssekretär Pacelli». Einige Zitate aus diesem Kapitel sollen zeigen, wie die Nationalsozialisten den Kardinal und späteren Papst bewerteten, dem gewisse moderne Autoren Sympathie zum NS-Regime zu unterstellen sich mühen:
«.. und als ihm [Kardinal Pacelli] sein hohes Amt große Reisen nach Nord= und Südamerika und nach Frankreich ermöglichte, war er schon festgefahren und stellte auch diese Reisen noch in den Dienst eines unversöhnlichen Kampfes gegen den Nationalsozialismus. ... und eine unglückliche Liebe zum Deutschland des Weimarer Systems verleitet ihn nur noch mehr, gegen die heutige Staatsauffassung anzukämpfen. Diesem Kampf wird auf katholischer Seite alles geopfert, und alle erreichbaren Kräfte werden gegen das Dritte Reich mobilisiert. ... Pacelli hat sich mit diesem Kampf auf einen Weg begeben, der eines Tages die katholische Hierarchie des Auslandes, die Kardinäle und den Papst vor die Frage stellen wird: Ist der Vatikan für den Kampf Pacellis gegen das Dritte Reich da oder hat Pacelli dem Vatikan zu dienen?
... Pacelli ist schließlich verantwortlich für die schroffe Haltung des Vatikans gegen die Achse Rom – Berlin. Er hofft auf eine Rettung seines politischen Systems durch eine Anlehnung an die westlichen Demokratien»
(S.11).

Samstag, 15. Mai 2010

Pius XII.:
eine wahre Verschwörungsgeschichte

Die Mär vom «Schweigen des Papstes» gibt es nicht erst seit Hochhuths berüchtigtem «Stellvertreter» von 1963; sie war schon kurz erzählt in Peyrefittes «Les clés de Saint Pierre» (1955; deutsch: Die Schlüssel von Sankt Peter, Karlsruhe 1964). Aber Hochhuth hat doch wohl den größten Schaden anzurichten gewußt. Eigentlich fällt mir es schwer, an Geheimdienst-Verschwörungen zu glauben; aber in diesem Fall konnte Michael F. Feldkamp klar aufzeigen, daß das Ganze in der Tat auf sowjetische Propaganda zurückgeht und vom KGB lanciert wurde.

Da immer wieder allüberall Hochhuthiana und Goldhageniana auftauchen, habe ich mich bemüht, mich einigermaßen kundig zu machen. Falls jemand da noch Informationsbedarf hat, seien kurz die nach meinem Kenntnisstand interessantesten Quellen genannt:
Die bemerkenswerteste Darstellung der wahren Bedeutung des Papstes hat Pinchas E. Lapide geschrieben mit «Rom und die Juden» (Herder, Freiburg 1967; spätere Auflagen erschienen druckfehlerreich mit dem Untertitel «Papst Pius XII. und die Judenverfolgung» im Hess-Verlag). An Büchern sind zudem nennenswert «Goldhagens unwillige Kirche» (München 2003) von Michael F. Feldkamp und «Der Papst, der Hitler trotzte: Die Wahrheit über Pius XII.» von Michael Hesemann (2008).
Im Netz sind zu finden unter vielem anderen ein interessantes Interview mit dem Relator des Seligsprechungsprozesses für Pius XII., P. Peter Gumpel, und eine Widerlegung neuerer Verleumdungen durch Gianni Valente (auch auf deutsch).

Von dem, was ich selber an Unterlagen habe, will ich später berichten.

Dienstag, 11. Mai 2010

Pius XII.

ist jetzt sehr groß auf diesem Blog zu sehen, nicht als Schmuck, sondern als Bekenntnis.
Er ist der Papst, der - postum - viel mehr noch verleumdet wurde als jedweder heutige Kirchenfürst. Und wie ich mich zu Papst Benedikt bekenne, so will ich mich auch zu diesem großen Papst bekennen, der so entschieden und energisch sich gegen den Nationalsozialismus und für die Juden eingesetzt hat.

Montag, 3. Mai 2010

Der Weltethiker

« Kontakt

Sie möchten die Stiftung Weltethos in Tübingen kontaktieren?
Sie möchten Prof. Hans Küng kontaktieren?
Schreiben Sie uns, rufen Sie an, Mailen Sie oder schicken Sie ein Fax.

Stiftung Weltethos
Waldhäuser Straße 23
D-72076 Tübingen

E-Mail office@weltethos.org
Telefon +49 7071 62646
Fax +49 7071 610140 »

Vor einer Woche habe ich dieses Angebot genutzt: ich habe auf einen Offenen Brief eine Offene Antwort geschrieben, sie an diese e-Adresse geschickt und zur gleichen Zeit ins Netz gestellt.
In dieser Offenen Antwort habe ich mich bewußt nicht auf Themata eingelassen, die differenzierter Diskussion bedürfen, ich habe mich nicht auf die Frage eingelassen, ob das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung vielleicht ethisch begründet ist, ob kirchlicherseits der Gebrauch von Kondomen überhaupt verboten ist, wenn nur Infektionsprophylaxe intendiert ist, nicht aber Empfängnisverhütung. Ich habe nicht gefragt, für wie nützlich Weltethiker Kondome halten, die die Lagerungsbedingungen afrikanischer Dörfer oder Slums zu durchstehen hatten.
Ich habe nicht gefragt, wie es weltethisch zu bewerten ist, für die Stammzellenforschung Menschen zum alsbaldigen Verbrauch zu produzieren (denn nur darum kann es gehen – Forschung mit «adulten Stammzellen» ist theologisch ja schwerlich zu beanstanden). Ich habe auch nicht gefragt, ob als weltethische Richtschnur Versprechungen der Wissenschaftsindustrie taugen, die offensichtlich darauf ausgerichtet sind, in der Öffentlichkeit möglichst viel Stimmung zu machen, nicht aber an realistischen Erwartungen der Wissenschaft orientiert sind.
Ich habe nur auf offenkundige logische Brüche im Offenen Brief hingewiesen.
Welche Antwort nun habe ich vom Protagonisten des Dialogs bisher bekommen? – Keine!

Caffè sospeso und Brot vom Haken

In Neapel entdeckt ein Türke einen guten sozialen Brauch, den caffè sospeso, der freilich im Aussterben begriffen scheint; er überträgt ihn ins Türkische, bringt ihn nach Istanbul. Dort lernt ihn ein türkisches Ehepaar kennen, bringt ihn nach Hamburg. Danke!
Bemerkenswert ist die – glaubhafte – Begründung, warum dieser Brauch auszusterben droht: die Bedürftigen schämen sich. Wie steht es ums christliche Abendland, wenn die Armen, die doch das Evangelium selig preist, sich ihrer Bedürftigkeit zu schämen haben!

Freitag, 30. April 2010

Warum ich Papst Benedikt vertraue

Ein Treffen guter Katholiken in einer Vorstadtkirche. Die Messe zum Fest der heiligen Katharina von Siena wird gefeiert, sehr Novo ordine, aber der Prediger steht treu zu Kirche und Papst.
Danach, im Gespräch mit einem Mann aus der kleinen Schar: aber als der Papst noch Erzbischof von München war, da habe es doch einen Fall gegeben, wo ...
Nun, was für ein Mißbrauchsfall das wirklich gewesen wäre, wird nicht ganz klar; aber ich sehe, daß die Verdächtigungen schon bis hinein in fromme Kreise geschwappt sind.
Was ich bisher mitbekommen habe, sind zwei entstellende Zitate von Dokumenten der Glaubenskongregation, von der New York Times in die Welt gesetzt, von der deutschen Presse bereitwillig übernommen, ein nicht minder entstellender Hinweis von Hans Küng auf ein weiteres Dokument, und dann noch eine Geschichte aus München aus der Zeit, als Kardinal Ratzinger dort Erzbischof war: nicht, daß es klar sei, daß der Erzbischof davon gewußt hätte, aber es könnte sein. Und nicht, daß da etwas passiert wäre, aber es hätte etwas passieren können.
Nun, wenn man offensichtlich mit aller Macht sucht und nichts Aussagekräftiges findet, dann zeigt das, daß es nichts gibt, was gegen Papst Benedikt spräche. Sicher ist damit zu rechnen, daß man noch mehr an den Haaren herbeizerren wird; und darum werde ich bei jeder neuen Beschuldigung äußerst skeptisch sein.
Und ich bemerke, daß diese Energie, mit der man abträgliche Belege sucht, gegen einen Mann gerichtet ist, der in den letzten zehn Jahren, in schroffem Gegensatz zu allen Beschuldigungen, aufgefallen ist durch seien Einsatz zur Bekämpfung sexuellen Mißbrauchs. Das Motiv, gerade gegen ihn Beschuldigungen zu fabrizieren, kann nur Haß gegen die Kirche, kann nur odium nominis Christiani sein.
Ich habe großes Vertrauen zu Papst Benedikt als Person, so wie ich es schon zu Kardinal Ratzinger hatte; die gegenwärtigen Ereignisse zeigen mir, daß ich nicht nur vertrauen kann, sondern auch in der Pflicht bin, mein Vertrauen offen auszusprechen.

Beati estis cum maledixerint vobis et persecuti vos fuerint et dixerint omne malum adversum vos mentientes propter me; gaudete et exultate, quoniam merces vestra copiosa est in caelis: sic enim persecuti sunt prophetas qui fuerunt ante vos. (Matth. 5, 11-12)

Montag, 26. April 2010

Offene Antwort auf einen Offenen Brief

Sehr geehrter Herr Professor Küng,

Ihren Offenen Brief habe ich mit Interesse gelesen. Bitte gestatten Sie mir eine offene Antwort:

«Vertan die Annäherung an die evangelischen Kirchen: Sie seien überhaupt keine Kirchen im eigentlichen Sinn, deshalb keine Anerkennung ihrer Ämter und keine gemeinsamen Abendmahlsfeiern möglich», lese ich. Meiner Kenntnis nach beanspruchen die evangelischen Kirchen in Deutschland gar nicht, ein Amt in apostolischer Sukzession zu besitzen, lehnen ein solches gar grundsätzlich ab. Darum gibt es in ihnen gar keine Ämter, die man anerkennen könnte.

«Der Papst führt eine vorkonziliare Fürbitte für die Erleuchtung der Juden wieder ein», lese ich. Ich erinnere mich, daß der Papst eine vorkonziliare Fürbitte für die Erleuchtung der Juden abgeschafft, durch eine unbestimmtere Formulierung ersetzt hat.

«Der Papst ... nimmt notorisch antisemitische schismatische Bischöfe in die Kirche auf», lese ich, womit doch nur Bischöfe der Pius-Bruderschaft gemeint sein können. Von einem dieser vier Bischöfe wurden nach der Aufhebung der Exkommunikation Äußerungen bekannt, die es begründen, ihm Antisemitismus zu unterstellen. Einen Zusammenhang zwischen der Exkommunikation der vier und dem später dann offenkundig gewordenen Antisemitismus des einen gibt es nicht.

Von «Benedikts Regensburger Rede, in der er, schlecht beraten, den Islam als Religion der Gewalt und Unmenschlichkeit karikiert», lese ich. Ich erinnere mich, daß Papst Benedikt damals nicht den Islam «karikiert», sondern Kaiser Manuel II. zitiert hat, der seinerseits den Islam nicht «karikiert», sondern sehr direkt angegriffen hat.

«Vertan die Chance, mit den modernen Wissenschaften Frieden zu schließen: durch unzweideutige Anerkennung der Evolutionstheorie ...», lese ich. Sie selbst haben das päpstliche Lehramt in Sachen der Glaubenslehre und der Moral einst in Zweifel gezogen. Nun wollen Sie, daß der Papst auch noch ein Lehramt in Sachen der Naturwissenschaft ausübt: «durch unzweideutige Anerkennung der Evolutionstheorie ...».

«Vertan die Annäherung an die evangelischen Kirchen»
und «Er realisiert nicht die in offiziellen ökumenischen Dokumenten (ARCIC) vorgezeichnete Verständigung mit der Anglikanischen Kirche», lese ich einerseits, «Er hat außerhalb der katholischen Kirche illegal ordinierte Bischöfe der traditionalistischen Pius-Bruderschaft, die das Konzil in zentralen Punkten ablehnen, ohne Vorbedingungen in die Kirche aufgenommen» andererseits. Das heißt doch, daß wir anerkennen müssen, daß er die Annäherung an die Piusbruderschaft nicht vertan, sondern die Verständigung mit ihr wirklich realisiert hat. Und die Piusbruderschaft erkennt sehr viel mehr ökumenische Konzilien an als die evangelischen Kirchen und als die Anglikanische Kirche.
Und Sie selbst, Herr Professor Küng, haben sich einst in den Ruf gesetzt, in einem zentralen Punkt das I. Vaticanum nicht anzuerkennen; heißt das also, daß Sie jetzt das I. Vaticanum eindeutiger anerkennen als die Bischöfe der Pius-Bruderschaft das II.?

«Vertan die Chance, den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils endlich auch im Vatikan zum Kompass der katholischen Kirche zu machen und ihre Reformen voranzutreiben», lese ich einerseits, «Er fördert mit allen Mitteln die mittelalterliche Tridentinische Messe und feiert selber die Eucharistiefeier gelegentlich auf Latein ...» andererseits. Tridentinisch ist mittelalterlich? Ein Mittelalter, das vom späten XVI. Jahrhundert bis 1969 dauerte? Ich allerdings habe Papst Benedikt so verstanden, daß er die ins christliche Altertum zurückreichende Form der Liturgie wieder ermöglichen wollte, sei es nun ihre tridentinische Ausprägung, ihre örtliche Ausprägung in Lyon oder Braga oder eine der alten Orden.
Was aber das II. Vaticanum angeht, so hatte es doch gewollt, daß der Gebrauch der lateinischen Sprache bewahrt werde. Wenn also Papst Benedikt die Eucharistiefeier gelegentlich auf Latein feiert, so macht er damit dieses Konzil wieder ein wenig mehr zum «Kompass der katholischen Kirche».
 
«Noch am 18. Mai 2001 sandte Ratzinger ein feierliches Schreiben über die schwereren Vergehen („Epistula de delictis gravioribus“) an alle Bischöfe. Darin werden die Missbrauchsfälle unter das „Secretum Pontificium“ gestellt, bei dessen Verletzung man sich schwere Kirchenstrafen zuziehen kann»,
lese ich. Dieses Schreiben besagt nicht etwa, daß es den Opfern, ihren Vertrauenspersonen, den Zeugen oder sonst wem untersagt wird, über diese Taten zu sprechen, sondern es fordert nur die auch im staatlichen Bereich bei gerichtlichen Verfahren selbstverständliche Verschwiegenheit über den Prozeß selbst und die Prozeßakten.

«Er realisiert nicht die in offiziellen ökumenischen Dokumenten (ARCIC) vorgezeichnete Verständigung mit der Anglikanischen Kirche, sondern versucht verheiratete anglikanische Geistliche durch Verzicht auf die Zölibatsverpflichtung in die römisch-katholische Kirche zu locken», lese ich. Ich erinnere mich, daß der Wunsch nach Vereinigung mit der katholischen Kirche bei den anglikanischen Geistlichen selbst bestand, die durch das Vorgehen ihres Episkopats in Gewissensnöte geraten waren. Darf ein Papst Christen, die danach suchen, die Vereinigung mit der katholischen Kirche versagen?

«Papst Benedikt XVI. scheint sich zunehmend von der großen Mehrheit des Kirchenvolkes zu entfernen, das sich ohnehin immer weniger um Rom kümmert und sich bestenfalls noch mit Ortsgemeinde und Ortsbischof identifiziert», lese ich. Ich kann versichern, daß der Großteil der Katholiken, die ich kenne, ebenso wie ich selber Papst Benedikt keineswegs als entfernt erleben, sondern als uns sehr zugewandt, mehr noch denn «Ortsgemeinde und Ortsbischof».

Mit freundlichen Grüßen
W.H.W.

Die Pädophilophilie der «68er»

wird dankenswerterweise in einigen ausführlichen Artikeln der tageszeitung dargestellt, die auch die eigene Beteiligung daran nicht verleugnet: „Es gab ein heroisiertes Bild des Kindes“Kuscheln mit den IndianernDie Illusion von Freiwilligkeit.
Freilich wird bestritten, daß «das damals geschaffene libertäre gesellschaftliche Klima» «den Boden bereitet» habe «für das, was heute ans Licht kommt: jahrelanger massenhafter sexueller Missbrauch von Kindern in Schulen, Heimen und kirchlichen Einrichtungen» – es ist aber doch wenig glaubhaft, daß solch öffentliche Verherrlichung der «sexuellen Befreiung» ohne Wirkung auf die Menschen geblieben wäre, die sich mit ihren eigenen pädophilen Neigungen auseinanderzusetzen hatten und dann gescheitert sind.
Interessant auch, daß die Pädophilen als Teil der «Homosexuellenbewegung» akzeptiert worden seien, während sie von den «Feministinnen» strikt abgelehnt wurden.

Letztlich kann es nicht Wunder nehmen, wenn angesichts der damaligen Faszination durch die «sexuelle Befreiung» auch Pädophilie akzeptabel erschien – solange man nicht selbst Kinder hatte oder aber die religiösen Gebote akzeptiert, ungeachtet jeden Zeitgeistes.

Tèn toû Phileirénou Bastelei

übernehmen wir, und wir empfehlen sie weiter (auch für Bloggerinnen) – er hat sie ja zur «Freiware» erklärt.
Das Zdk erscheint als ein Vehikel, mit dem Politiker auch in der Kirche Macht ausüben wollen. Nun, sie richten in der Politik schon genug an; in der Kirche besteht daran kein Bedarf.

Mittwoch, 21. April 2010

Zu früh die Blauhemden abgelegt

Wer darf in Zeiten des Antidiskriminierungsgesetzes noch diskriminiert werden?
Christen natürlich; sie dürfen bei Bedarf auch ins Gefängnis gesteckt werden. Behinderte Menschen vor der Geburt. Arbeitslose natürlich, besonders Langzeitarbeitslose. Kinderreiche Familien wohl auch.
Das ist alles klar; aber auch Neues hat der Chronist zu bieten.

Montag, 19. April 2010

Im Sturm

Am Montag vor einer Woche fand ich in der Zeitung einen Artikel mit einem neuen schweren Vorwurf gegen Kardinal Ratzinger. Ich suchte nach Aufklärung; doch so ganz zügig zu finden war sie nicht. Beim Portal zur katholischen Geisteswelt fand ich schließlich den entscheidenden Verweis auf kathweb (wo ich erfuhr, daß es wieder eine von der New York Times produzierte Ente war) – Pater Recktenwald sei Dank.
Ansonsten aber nimmt alles seinen gewohnten Gang. Am Sonntag in der Kirche keine besondere Fürbitte für den Papst, geschweige denn ein Hinweis, wo man sich realistisch informieren kann (viele Katholiken lassen sich heute nur von Tagespresse, Funk und Fernsehen informieren und laufen so Gefahr, den Verleumdungen zu glauben, die allerorten verbreitet werden). Das Schiff droht unterzugehen, und die Besatzung kümmert es nicht.
Nein! Die Kirche ist kein Schiff, das untergehen könnte: portae inferi non praevalebunt adversum eam! Auch dem Papst selbst schadet es nicht: beati estis cum maledixerint vobis et persecuti vos fuerint et dixerint omne malum adversum vos mentientes propter me; gaudete et exultate, quoniam merces vestra copiosa est in caelis. Sic enim persecuti sunt prophetas, qui fuerunt ante vos.
Aber daß das Ansehen dieses Papstes in der deutschen Öffentlichkeit zerstört zu werden droht, daß die Chance verloren zu gehen droht, die sein Wirken für die Erneuerung der Kirche bietet, ist ein Unglück für uns.
Mich jedenfalls kümmert es.

Montag, 12. April 2010

Im Taxi zur Kirche

Sonntagmorgen. Trübes Wetter. Ich bin müde. In der Propstei ist die Vorstellung der Erstkommunikanten angekündigt. Also bleibe ich noch eine halbe Stunde liegen und gehe in die nahe Pfarrkirche in meinem Gründerzeitviertel.
Meßdiener, der Diakon, und dann – nein, kein Priester. Der Pfarrer sei «mit der Gemeinde» irgendwo, sagt er Diakon, darum nun ein Wortgottesdienst.
Ich überlege: bleiben und es damit genug sein lassen? Das ist mir doch zu wenig. Bleiben und heute abend in die Propstei? Keine Lust! Noch herüberlaufen zur Propstei? Dann komme ich viel zu spät. Aber bald weiß ich, auf welchen Kompromiß ich mich einlassen will: ich laufe, renne zum Bahnhof, falle auch nicht die kleine Treppe hinunter, die erst im letzten Augenblick zu sehen ist, werfe mich in ein Taxi: «Zur Propsteikirche bitte». So etwas kennt der Taxifahrer nicht. Ich erkläre ihm den Weg, soweit ich passionierter Fußgänger es kann, und vereint schaffen wir es.
Aber: so etwas kennt der Taxifahrer nicht, und überhaupt, die Mißbrauchsfälle, und der Papst, damals noch in München. Und so habe ich einige Minuten Zeit, es ihm zu erklären: Mißbrauch gibt es überall, in den Familien, in Sportvereinen, in säkularen Schulen, und auch in der Kirche – in der Kirche aber am wenigsten. Und der Papst: damals ist in München doch offensichtlich nichts Übles geschehen, was man Kardinal Ratzinger vorwerfen könnte; und in den Jahren, bevor das Thema Mißbrauch öffentlich hochkochte, war es Kardinal Ratzinger, der sich ganz besonders für die Aufklärung der Mißbrauchsfälle einsetzte und sich bemühte, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu verbessern.
Erstaunlich: ich höre dann, der kirchenferne Taxifahrer habe so etwas von der Kirche nicht gedacht. Ich muß ihm auch das sagen: jeder Christ, der seine Kirche langjährig kennt, weiß, das es in ihren Einrichtungen beides gibt, bewundernswert gute Menschen und wahre Drachen. Letzteres ist traurig, kann mich aber nicht mehr erschüttern. Warum das so ist, das zu erklären führt zu weit für solch eine Taxifahrt. Aber mir scheint, sie hat sich auch so schon gelohnt.
Und als ich endlich in die Propstei komme, geht die Vorstellung der Erstkommunikanten gerade zu Ende; und ich kann noch am wesentlichsten Teil der Messe teilnehmen. Und auch die Mutter-Theresa-Schwestern aus der heimischen Pfarrei sehe ich hier.
Nur die Texte der Katechumenenmesse muß ich mir noch zu Hause privat zu Gemüte führen.

Difficile est satiram non scribere

Eine «Ecclesiola in ecclesia» wünschte sich Philipp Jakob Spener; heute hat sich eine Geheimkirche in der evangelischen Kirche gebildet (aber so hatte Spener das eher nicht gemeint).
Schwierig aber wurde es für die Geheimkirche, als sie aufhörte, ganz geheim zu sein; der neugeweihte Bischof wurde vom Pastorenamt suspendiert, ein Verfahren gegen ihn wurde eingeleitet.
Nun aber ist wieder Friede eingekehrt: eine Vereinbarung wurde getroffen, welche besagt, «Innerhalb der verfassten evangelischen Kirche dürfe er [(der neugeweihte Bischof)] nicht als „Inhaber eines Bischofsamtes oder Bischofstitels“ auftreten. Allerdings dürfe er sich „Apostolischer Vorsteher“ nennen».
Der neugeweihte Bischof wird zufrieden sein; «innerhalb der verfassten evangelischen Kirche» «als „Inhaber eines Bischofsamtes oder Bischofstitels“» aufzutreten hat er sicherlich nicht beabsichtigt – er kennt ja den Verein. Und „Apostolischer Vorsteher“ – nicht schlecht! Ins lateinische wird man es zwanglos mit „Antistes Apostolicus“ übersetzen. „Antistes“ ist der Bischofstitel, der im Kanon verwendet wird («.. una cum famulo tuo Papa nostro N. et Antistite nostro N. ...»), „Apostolicus“ war im Mittelalter ein gerne benutzter Titel des Papstes.
Ad multos annos!

Integration

soll nach dem Wunsch deutscher Politiker nach dem Prinzip verlaufen: «Wir tun so, als ob ihr ganz normale Deutsche wäret; und ihr tut gefälligst auch so». Und wenn das nicht klappt, wundert man sich.
Zwei Zeitungsartikel sind mir in den letzten Tagen in die Hand gekommen, die andere Möglichkeiten zeigen. In Ungarn bemüht man sich um die Integration von Zigeunern in Dörfern – und es scheint zu gelingen. In Kanada gründet man eine Schule für Schwarze – und es scheint zu nutzen (trotz einigen groben Unfugs: „Im Westen stehen individuelle Leistungen im Vordergrund. Wir sehen uns als eine Gemeinschaft von Lernenden“; und gar eine «Schule für Schwule und Lesben» wird kanadischen Kindern zugemutet).

Dienstag, 6. April 2010

Vom Rhein - das heißt: vom Abendland.

Vom Rhein - noch dazu. Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas! Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor - seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant - das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt - und - und der der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald und - ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt - wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein - das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. (Carl Zuckmayer, Des Teufels General)

Und Altkanzler Helmut Kohl ergänzt: "Das ist für mich katholisch."

So isset!

Donnerstag, 1. April 2010

Verba dierum

Schon einige Zeit liegt der Urlaub zurück. Zunächst galt es einerseits, Arbeit nachzuholen, andererseits, im Netz, erst einmal überall den neuen Aufruf zur Unterstützung des Papstes einzustellen. Ich habe auch etwas zur Kampagne gegen ihn geschrieben, aber dann schnell wieder gelöscht – gegen Böswilligkeit lohnt es sich nicht anzuargumentieren.
Aber jetzt darf ich mich auch einmal erinnern: Endlich Urlaub! hieß es. Erzählen will ich nicht; aber einige Eindrücke sollen hier doch genannt werden:

Quatembersamstag

Am Samstag, den 27. Februar, wurde in einer zusätzlichen Venner Messe der Quatembersamstag begangen. «Das Mehr an Lesungen bedeutet wirklich ein Mehr an Intensität» – meine Behauptung hat sich bestätigt. Und der kleinen Schola sei Dank, die der Herausforderung so vieler Gradualia so selbstverständlich gerecht geworden ist.

Anschließend wird bei einem Convivium der neue Jahrgang der E&Ewald-Hefte entkorkt. Auch dazu: Willkommen!
«Der 14. Jahrgang – Ewald & Ewald sind in der Pubertät (die Hefte, natürlich nicht die Heiligen). Da ist mit einigem zu rechnen. ... Begabte Jugendliche werden in diesem Alter philosophisch. Auch das ist in diesem Heft zu besichtigen.»
«Das «naturwissenschaftliche Weltbild» ist bei uns zu etwas wie einer informellen Staatsreligion geworden, als sei es gleichsam objektiv gegeben.
Das ist es aber nicht. Einerseits ist mittlerweile dieses Weltbild von der Naturwissenschaft, der Physik, weitgehend verlassen worden; andererseits entspringt es keineswegs unmittelbar der empirischen Wissenschaft, sondern einer historischen philosophischen Vorentscheidung.»
Weiteres ist zu finden im E&E 14.

Und die angekündigten fünf Blogger waren maßgeblich bei Messe und Convivium dabei.

Und nun auf die Reise!

Von der Reise hat schon unsere Freundin und perfekte Dolmetscherin kurz berichtet. Einige eigene Erinnerungen: Beeindruckt haben mich die Kirchen im nördlichen Batakland.
Eindrücke von der Kirche in einem fernen Land konnte ich am Sonntag aufnehmen.

Auf Gedanken über «Marktwirtschaft» kam ich im Zug.

Daß hier gerade uniformierte Händler zu sehen sind, ist Zufall – die meisten waren ganz individuell gekleidet.

Und auch der erste Sonntag wieder in Deutschland – mittlerweile war die Passionszeit angebrochen – hinterließ Eindrücke.

Freitag, 26. März 2010

Der Urlaub ist zu Ende – die Hatz leider nicht

Kaum zurück, kaum wieder eingetaucht in die Welt der deutschen Nachrichten, erfahre ich, das die Hatz Früchte zu tragen droht: dem Papst, der so offen und entschieden gegen Mißbrauch und Mißhandlung wendet, wird die Schuld daran unterschoben, nicht nur von üblen Meinungsmachern, sondern nun auch von der «öffentlichen Meinung» (dem «Klappern der Bretter, die die Leute vor den Köpfen haben», wie sie so schön definiert worden ist).
Und so folge ich schleunigst dem Wunsch von Soutien à Benoît XVI und werbe mit dem Comité de soutien für Unterschriften.

Aber bald sollen auch einige kleine Reiseerzählungen folgen.

Sonntag, 21. März 2010

Mißbrauch des Mißbrauchs beim WDR

An die Intendantin des WDR
Frau Monika Piel

Betr.: Diesseits von Eden - Mißbrauch des Mißbrauchs durch den WDR

Sehr geehrte Frau Piel,

soeben habe ich zum ersten Mal am Sonntagmorgen das Radio ausgeschaltet, weil ich es nicht mehr aushalte. Herr Dierkes wollte mir einreden, daß die katholische Kirche in Deutschland durch die Mißbrauchsfälle in der schwersten Krise seit der Reformation steckt, und "belegt" dies mit Beiträgen aus einem Internetforum. Jeder weiß, wie "objektiv" solche Stimmen zusammenkommen. Es wäre ein Leichtes, Herrn Dierkes in wenigen Minuten eine lange Reihe gegenteilig lautender Äußerungen zusammenzustellen.

Die leicht zu durchschauende Absicht, das Thema "Mißbrauch" immer und immer wieder hochzukochen, um der Kirche zu schaden, widert mich an. In den Medien - auch durch den WDR - wird seit Wochen in dieser Sache kein Journalismus betrieben, sondern Stimmungsmache. Es werden "Erwartungen" an den Papst geäußert und dann die Enttäuschung darüber, daß er die Erwartung nicht erfüllt hat.

Ich bitte dringend um seriösen Umgang mit der Kirche und um die Versetzung von Herrn Dierkes in die Sportredaktion.

Dienstag, 23. Februar 2010

Bildung

ist für mich ein hohes Gut; ich bin immer dafür, auch Menschen aus armen Familien den Weg zu bahnen zu höchstmöglicher Bildung.
Aber Bildung gegen die Wirtschaftskrise, gegen die Verarmung immer weiterer Schichten der Bevölkerung?
«Mehr als ein Viertel der ehemaligen Hartz-IV-Bezieher arbeiteten unter ihrem Qualifikationsniveau», sagte Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, der Thüringer Allgemeinen. Hat man also Bildung erworben, so wird man dann vom Arbeitsamt verpflichtet, unter seinem Niveau zu arbeiten. Was also bringt da Bildung wirtschaftlich?

Mittwoch, 17. Februar 2010

Einladung zur Quatemberfeier

Am Samstag, den 27. Februar, wird in einer zusätzlichen Venner Messe der Quatembersamstag begangen. Auch wer noch nie einen Quatembersamstag miterlebt hat, komme! Das Mehr an Lesungen bedeutet wirklich ein Mehr an Intensität.
Anschließend wird bei einem Convivium in der gegenüberliegenden Gaststätte der neue Jahrgang der E&Ewald-Hefte entkorkt. Auch dazu: Willkommen!
Wer das Bloggertreffen in Köln versäumt hat, komme! Fünf Blogger sind bereits angesagt.
Bis dahin: Frohes Fasten!

Warum fasten? Warum Ostereier?

Die Antwort auf diese Frage ist wieder bei Orietur Occidens zu finden.

Samstag, 13. Februar 2010

Die Verkindergärtnerung der Kirche

Eigentlich gehe ich recht gern hierher zur Kirche. Aber auch eine Kirche mit ansonsten verantwortbarer Liturgie ist nicht sicher vor engagierten Kaplänen.

Dienstag, 9. Februar 2010

Nachträge zum Mißbrauchsskandal

Ein ehemaliger Schüler eines Täters berichtet der taz: «„Meine Freunde und ich waren immer sehr fasziniert von diesem Mann, weil er im Vergleich zu den meisten anderen Jesuiten sehr fortschrittlich dachte.“»

Ein anderer Schüler auf die Frage «Warum haben die Schüler nichts unternommen?»:
«„Wir waren links und hatten ganz andere Interessen, als irgendwelchen Gerüchten nachzugehen.“»

Freitag, 5. Februar 2010

Sehr geehrter Herr Otto Kallscheuer,

in der tageszeitung habe ich ein Interview mit Ihnen gelesen über die Fälle sexuellen Mißbrauchs am Canisius-Kolleg und an anderen Jesuitenschulen. Sie setzen für die Aufklärung dieser Verbrechen einige Hoffnung aufden Rektor des Canisius-Kollegs, P. Mertes – ob zu recht, kann ich nicht beurteilen – und auf die deutschen Ordensprovinz.
Auffällig ist, daß Sie diese Gelegenheit nutzen, ausgerechnet Papst Benedikt abzubügeln, der energischer als seine Vorgänger sich bemüht, allem sexuellen Mißbrauch in katholischen Einrichtungen Einhalt zu gebieten; Sie sprechen von «Papst Benedikts verdammt unglücklicher Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Williamson». Sie seien Katholik, Philosoph und Politikwissenschaftler, lese ich. Als einigermaßen informierter Katholik werden Sie wissen, daß Sie da eine Unwahrheit weitergeben. Bischof Williamson ist nicht rehabilitiert worden, sondern begnadigt; auch betraf diese Begnadigung nicht ihn als Einzelperson und schon gar nicht als «Holocaust-Leugner», sondern die Bischöfe der Piusbruderschaft insgesamt, sie betraf ihr Vergehen gegen die Kirchendisziplin.
Die gegenwärtig inkriminierten Mißbrauchsfälle sind ab 1971 geschehen, seitdem die paulisextanischen Reformen zu greifen begonnen haben, seitdem der Jesuitenorden «eher individualistisch, modernistisch, um nicht zu sagen liberal» geworden ist, seit der Entwicklung also, der die Piusbruderschaft sich widersetzt hat.
Ich will die Verhältnisse in Ordensschulen und -heimen in der Zeit zuvor keineswegs beschönigen. Wie jeder Katholik mit langjähriger Kirchenerfahrung weiß ich, daß es dort verschiedenartigste Charaktere gab, Ordensfrauen und -männer von großer Güte und Freundlichkeit ebenso wie wahre Drachen – und mir scheint, daß sich dort gerade die Extreme. häuften. So war Lieblosigkeit bis hin zu Brutalität leider nicht selten – ich habe da von üblen Dingen gehört, und einige solche Fälle sind ja in den letzten Jahren endlich ans Licht gekommen.
Dennoch erscheint es mir nicht als zufällig, daß gerade solche Fälle sexuellen Mißbrauchs vom liberal gewordenen Jesuitenorden berichtet werden und eben nicht von der Piusbruderschaft.
Hier nun aber den gar nicht involvierten Papst Benedikt in schlechteres Licht zu rücken als etwa die deutsche Ordensprovinz der Jesuiten, erscheint abwegig.
Darum bitte ich Sie höflichst, daß Sie Ihre Äußerungen über den Papst zurücknehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Peregrinus

Mittwoch, 3. Februar 2010

St. Blasius – die Fastenzeit naht

Nur noch zwei Wochen – dann kommt die Zeit, da man als guter Christ kein Fleisch mehr ist, und, wenn man es streng nimmt, auch keine Eier. Wenn man dann nicht ganz karg leben will, wird man nun mehr Fisch essen.
Und da hilft der heilige Bischof und Märtyrer Blasius, der auf dem Weg zum irdischen Richter ein Kind heilte, welches an einer verschluckten Gräte würgte. Der frühestmögliche Termin für den Aschermittwoch ist der 4. Februar; St. Blasius wird am 3.Februar gefeiert.
So ist stets Gelegenheit, uns rechtzeitig durch den Blasiussegen vor Gräten zu schützen – ich konnte dankenswerterweise schon die Gelegenheit nutzen; hier in Obersachsen ist das leichter als zuvor in der hanseatischen Metropole.

Dienstag, 19. Januar 2010

Bloggözesanentreffen in Köln

Zwei Wollpullover überm Wollhemd, Jacke, Schal (dick!), Wintermantel, drei Paar Strümpfe und so weiter – so läßt sich ein winterliches Pontifikalamt im Kölner Dom doch aushalten. Eine Sängerin veredelt GL-Lieder mit schmälzender Stimme. So sind wir eingestimmt auf das Jahresgedenken für den Gründer von «Kirche in Not», die uns daraufhin zum Mittagsimbiß einlädt. Die Länge der Schlangen läßt uns dann doch weiterziehen; aber jedenfalls haben wir im Maternushaus unter dem Zeichen des heiligen Thomas von Aquin, dem Ochsen, begonnen.

Und so feiert die Bloggözese, heute vertreten durch den Einstiegsdroguisten Dybarth, Maxistranten, Dilettantum, Stanislaum (der freilich zu spät kommt, um noch auf den offiziellen Photos zu erscheinen) und Peregrinum, sich selbst.
Allerdings sind die offiziellen Photos ein Problem. Man drückt irgendeinem freundlichen Menschen den Apparat in die Hand mit der Bitte, das Photo zu machen. «Wo muß ich drücken?» – Hm! Erst die Brennweite wählen, dann halb drücken wegen des Autofokus, dann durchdrücken – wer solche Apparate kennt, dem braucht man das nicht lange zu erklären; aber freundliche Menschen kennen solche Apparate eben nicht. Also: «Hier bitte drücken!»

Erster Versuch:

Dilettantus, Maxistrant, Dybart, Peregrinus

Zweiter Versuch:

Peregrinus, Dybart, Maxistrant, Dilettantus

Dritter Versuch:

Dybart, Maxistrant, Dilettantus, Peregrinus

Was aber dabei alles gesprochen wurde, das kann ein einfaches Positum eines Blogs nicht fassen. Wer aber selbst solches erleben möchte, sei herzlich eingeladen zur außerordentlichen Venner Messe am Quatembersamstag in der Fastenzeit, den 27. Februar dieses Jahres, nach der auch die neuen E&E-Hefte entkorkt werden.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Programmhinweis

Am morgigen Freitag sendet das domradio um 21 Uhr den bereits vielfach in der Blogoezese erwähnten Vortrag von Weihbischof em. Dr. Klaus Dick:

„Die liturgische Spiritualität von Papst Benedikt XVI. im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils“

Mittwoch, 6. Januar 2010

Was heißt C M B?

Mal höre ich «Kaspar, Melchior, Baltassar», mal «Christus mansionem benedicat». Das eine ist der genuine Text, das andere ein volkstümliche Umdeutung. Klar; aber was ist was?
Die moderne Tendenz geht dahin, «Christus mansionem benedicat» für ursprünglich zu halten; aber ich möchte es sicher wissen. Darum schlage ich nach.

Dienstag, 5. Januar 2010

Ostertermin

Meiner traditionalistischen Gesinnung getreu veröffentliche ich wieder zum Fest der Erscheinung die Ostertermine, habe dabei mit Freude gesehen, daß Westen und Osten in diesem Jahr wieder einmal übereinstimmen. Und dieser gemeinsame Ostertermin liegt auch wieder in den Tagen der Ungesäuerten Brote der Juden.
Zunächst aber allen ein segensreiches Fest der Erscheinung des Herrn und auch der Heiligen drei Könige!

Am Neujahrsmorgen

Am Neujahrsmorgen in der Propsteikirche. Wenn es auch meines schrägen Geschmacks bedarf, die Kirche schön zu finden (wie ich von Dilettanto erfahre), so gibt es dort doch eine recht ordentliche Liturgie.
Allerdings zelebriert heute ein Aushilfepriester. Wir singen das Eingangslied «Gelobet seist Du, Jesu Christ».
Danach legt der Priester das GL auf den Altar und seine Brille noch dazu.
Nach den liturgischen Eröffnungsworten hören wir, daß wir das Kyrie ja schon im Eingangslied gesungen hätten.
Muß ich noch eigens hinzufügen, daß die Predigt über eine Perikope aus dem Kleinen Prinzen gehalten wird?

P.S.: Jetzt fängt noch kein neues Jahrzehnt an!
Kleine Ergänzung zum vorhergehenden Artikel:

Wer Freunde hat, die wie folgt für einen Werbung machen, braucht keine Feinde mehr:

Katrin H., klopfen Sie doch einfach mal bei der Evangelischen Kirche von Westfalen an und beantragen Sie deren Vocatio. Mit einer Konversion sind Sie mit einem Schlag auch anderen katholischen Ballast los ;-).

#2 von evangelisch.de, am 25.12.2009 um 14:03


Der ganze Artikel/Fall