Dienstag, 27. November 2007

Spannendes aus der Pädagogik

I. Im Lokalteil der tageszeitung lese ich von der einzigen «Schule in Niedersachsen, in der von der ersten Klasse an bilingual unterrichtet wird: Hochdeutsch und Plattdütsk. Neuerdings in Zusammenarbeit mit der Ostfriesischen Landschaft in Aurich, die den Unterricht auswertet.
Die Idee dazu ging aus einem EU-Projekt zur frühen Mehrsprachigkeit hervor, und das lief so gut, dass die Schule weitermachte und jetzt bereits die zweite Schülergeneration zweisprachig lernt. Neben Mathe wird in Klasse 2a der Simonswolder Grundschule auch im Sachunterricht und in Religion nur platt gesprochen.»
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II. Ebenda, wenige Tage später: «Wir kennen nur Studien, die nachweisen, dass Kinder, die zu Hause sozialisiert worden sind, später die „besseren“ Bürger sind, sich mehr ehrenamtlich engagieren, häufiger wählen gehen. Und in ganz überwältigender Anzahl wollen sie ihre Kinder auch zu Hause bilden.»
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Neueste deutsche Geschichte

Thomas Strobl, Generalsekretär der Südwest-CDU: „Dabei würde dieser Herr Thierse heute immer noch im Dunkeln – nämlich hinter Mauern und Stacheldraht – sitzen, wenn nicht Helmut Kohl und die CDU die historische Chance ergriffen hätten.“
CSU-Chef Erwin Huber: „Er hätte die Meinungsfreiheit nicht, wenn es nicht einen Helmut Kohl gegeben hätte.“
(Quelle)
Lieber Leser, erinnerst Du Dich noch, wie damals Helmut Kohl allmontäglich demonstrierend durch Leipzig zog, unbeeindruckt von den bedrohlichen Scharen von Vopo und Stasi, bis schließlich die DDR zusammenbrach?

Samstag, 24. November 2007

Hoffnungsvolles zur Kirchenmusik findet sich im telegraph.

Heißt das: Nie mehr "Stille Nacht" in der Kirche?
Ach, ich wage es nicht zu hoffen.

Donnerstag, 22. November 2007

Mittwoch, 21. November 2007

Europaverfassungssurrogat

Was soll da eigentlich in diesen Monaten für ganz Europa beschlossen werden?
Einige Aufklärung ist hier zu finden.

Agrarsubventionen

gelten als Ärgernis. Aber wer wird hierzulande agrarsubventioniert?
Für Nordrhein-Westfalen ist das jetzt öffentlich: kaum die Bauern, wohl aber beispielsweise ein angelsächsischer Großkonzern für Lebensmittelverarbeitung (nicht Anbau!) und ein Energiekonzern für die Rekultivierung von Braunkohlerevieren – also für die späte Wiedergutmachung des selbst angerichteten Schadens.

Montag, 19. November 2007

Zum Problem der Predigt

gibt es ebenfalls neue Überlegungen.
Erinnert sei auch an Erzbischof Ranjith.

Was ist eigentlich wichtig?

Die Waldschlößchenbrücke bietet Anlaß zu Überlegungen.

Freitag, 16. November 2007

Donnerstag, 15. November 2007

Eine Orgie politischer Korrektheit

Zu dem Artikel «Wenn ich Negerkönig wäre» erscheint in der tageszeitung (nach sechs Wochen) ein Leserbrief, in dem wir – lang und breit – dessen belehrt werden, daß «das "N"-Wort» «eine rassistische Beleidigung» sei.
War also auch der bisher hochangesehene Dichter und Staatsmann Léopold Sédar Senghor ein Rassist, der aus der Geistesgeschichte entsorgt werden müßte, weil er «négritude» als kulturelles Ideal postulierte? Oder ist es nicht eher rassistisch, wenn ein Europäer ihm das verwehren will?
Politische Korrektheit ist immer blind.

Mittwoch, 14. November 2007

Politik und Dialektik: Das Übel der Arbeitslosigkeit

Ein Interview in der tageszeitung, in dem die Arbeitslosigkeit eher nebenbei abgehandelt wurde, veranlaßte den Chronisten zu einer kleinen dialektischen Überprüfung der Gemeinplätze der gegenwärtigen Politik. Sein Ergebnis ist bemerkenswert:
«So übel auch Arbeitslosigkeit für die Betroffenen ist: es gibt (...) kein Übel der Arbeitslosigkeit, das zu bekämpfen Thema der Diskussion und Ziel der Maßnahmen unserer Politiker der vorherrschenden Denkungsart wäre.»

Dienstag, 13. November 2007

Toleranz als Anleitung zum kollektiven Selbstmord

Kurzfassung einer Rede Henryk M. Broders zur Verleihung eines "Ehrenpreises für Toleranz im Denken und Handeln" an Martin Pollack

Genauer: des Ehrenpreises des österreichischen Buchhandels an den Autor und Übersetzer Martin Pollack dafür, dass er durch sein "Engagement für Toleranz gegenüber den anders-sprachigen und kulturell anders geprägten Nachbarn einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa“ geleistet hat"– so Broder, nach einer pointierten Würdigung der Verdienste des Preisträgers um den literarischen Journalismus, die offizielle Begründung der Veranstalter zitierend. Um dann fortzufahren:

Ehrlich gesagt, lieber Herr Pollack, ich bezweifle, ob Sie das wirklich jemals getan haben. Ich nehme an, dass Sie, ebenso wie ich, morgens leicht ungustiös aufstehen, sich einen Tee oder Kaffee bereiten und dann überlegen, wie es weiter gehen soll. Ob Sie sich gleich an den Computer setzen oder erst einmal die Post erledigen oder die Wäsche aufhängen, die Sie gestern in der Waschmaschine vergessen haben, oder ob Sie ihre Bücher neu sortieren, um sich zu entspannen. Sie lesen und Sie schreiben, Sie recherchieren und Sie reisen, und bäng, ehe Sie sich versehen haben, bekommen Sie einen Preis verliehen, weil Sie zu einem friedlichen Miteinander in Europa beigetragen haben. Ja was sonst hätten Sie denn machen können? Asien befrieden oder zu einem unfriedlichen Miteinander in Kärnten beitragen? Dafür hat noch niemand einen Literaturpreis bekommen, allenfalls ein politisches Mandat.
Sie wissen es, lieber Herr Pollack, ich bin kein Anhänger des Toleranz-Prinzips. Ich sagte es neulich in Frankfurt und ich wiederhole mich gerne. Ich halte es für ein überholtes Konzept. Toleranz war das Gebot der Zeit, als Lessing seinen Nathan in eine Welt setzte, die vertikal organisiert war. Die einen waren oben und die anderen waren unten und dazwischen war wenig. Das Beste, das diejenigen, die unten waren, von denjenigen, die oben waren, erwarten konnten, war: geduldet zu werden. Aber in horizontal organisierten Gesellschaften, in denen es kein Oben und kein Unten sondern ein breites Spektrum an homogenisierten Angeboten gibt, unter denen man wählen kann, in denen Sie es sich aussuchen können, ob Sie Hetero oder Homo, Mann oder Frau, Vegetarier oder Kannibale sein möchten, in horizontal organisierten Gesellschaften kommt das Toleranzgebot nicht den Schwachen sondern den Rücksichtslosen zugute. Sie sind es, die mit der Toleranzkeule um sich schlagen und Rechte einfordern, die sie anderen verweigern würden, wenn sie die Macht dazu hätten.

Wir werden täglich aufgerufen, für alle möglichen Fundamentalismen und Fanatismen Verständnis zu haben und Toleranz zu praktizieren, Vorleistungen zu erbringen, ohne Gegenleistungen zu erwarten. Ein deutscher Nobelpreisträger hat den Vorschlag gemacht, eine Kirche in eine Mosche umzuwidmen, als Good-will-Geste den Moslems gegenüber. Bis jetzt warten wir vergeblich auf den Vorschlag eines islamischen Intellektuellen, eine Moschee in eine Kirche umzuwandeln, denn so eine Idee, öffentlich geäußert, könnte ihn sein Leben kosten. so wie es einem afghanischen Moslem fast das Leben kostete, als er zum Christentum konvertierte. Er entging der Todesstrafe nur dadurch, dass er für verrückt erklärt wurde, nachdem sich Politiker von Angela Merkel bis Kofi Annan seiner angenommen hatten.

Toleranz steht auf dem Paravent, hinter dem sich Bequemlichkeit, Faulheit und Feigheit verstecken. Toleranz ist die preiswerte Alternative zum aufrechten Gang, der zwar gepredigt aber nicht praktiziert wird.

Wer heute die Werte der Aufklärung verteidigen will, der muss intolerant sein, der muss Grenzen ziehen und darauf bestehen, dass sie nicht überschritten werden. Der darf "Ehrenmorde" und andere Kleinigkeiten nicht mit dem "kulturellen Hintergrund" der Täter verklären und den Tugendterror religiöser Fanatiker, die 16-jährige wegen unkeuschen Lebenswandels hängen, nicht zur Privatangelegenheit einer anderen Rechtskultur degradieren, die man respektieren müsse, weil es inzwischen als unfein gilt, die Tatsache anzusprechen, dass nicht alle Kulturen gleich und gleichwertig sind. Toleranz gegenüber der Intoleranz ist die Anleitung zum kollektiven Selbstmord. Was wir brauchen, ist nicht mehr Toleranz, sondern mehr Militanz.

Leider ist unsere Gesellschaft nur noch bedingt abwehrbereit und nicht einmal willens, ihre eigene Dekadenz zu verteidigen. Der Handschlag, mit dem der damalige österreichische Innenminister Otto Rösch den Terroristen Carlos am 22. Dezember 1975 in Schwechat verabschiedete, nachdem dieser mit seiner Gang die Opec-Konferenz überfallen und über 6o Menschen als Geiseln genommen hatte, symbolisiert noch heute den Willen zur Ohnmacht. Ein Trost dabei ist nur, dass sich kaum noch jemand an Rösch erinnern kann und Carlos inzwischen eine lebenslange Strafe in einem französischen Gefängnis verbüßt, wo er zum Islam konvertiert ist.

Verzeihen Sie mir diesen kleinen Exkurs in die jüngste Geschichte, es muss sein. Der gemeine Zufall will es so. Während wir hier im Rathaus Martin Pollack ehren, findet gleich um die Ecke eine Veranstaltung mit zwei amerikanischen Politologen statt, die ein spektakuläres Buch geschrieben haben, das sie derzeit auf einer Europa-Tour promoten (vgl. "Ohne Israel-Lobby kein Irakkrieg"). Entsprechend dem jiddischen Fluch "Nicht gedacht soll ihrer werden!" will ich keine Namen nennen.

Die Originalausgabe des Buches ist schon vor über 1oo Jahren unter dem Titel "Die Protokolle der Weisen von Zion" erschienen. Ging es einst um die geheimen Machenschaften von Juden, die nach Weltherrschaft streben, geht es inzwischen um die "Israel-Lobby", die heute die US-Politik bestimmt, zugunsten Israels und zum Schaden der USA und des Weltfriedens, also darum, wie der Schwanz mit dem Hund wedelt, ohne dass es der Hund merkt.

Natürlich gibt es eine Pro-Israel-Lobby in den USA, genauso wie es eine Öl-Lobby, eine Waffen-Lobby, eine Farmer-Lobby und eine sehr aktive und erfolgreiche kubanische Lobby gibt. Die Israel-Lobby agiert in aller Öffentlichkeit und ist so mächtig, dass sie es bis jetzt nicht einmal geschafft hat, die Lieferung amerikanischer Waffensysteme nach Saudi-Arabien zu verhindern. "Israel-Lobby" ist heute das Synonym für "die Macht der Juden", der Begriff klingt sauber und neutral, aber jeder, der ihn benutzt, weiß, wie er gemeint ist. So wie der Antizionismus den Antisemitismus ersetzt hat, so ist die "Israel-Lobby" der Sprachcode, der es jedem Rentner ermöglicht, seine Ressentiments auszuleben, ohne sich gleich als Judenhasser outen zu müssen.

Meine Kollegen von "profil" haben vor kurzem auf der Titelseite des Magazins die Frage gestellt: "Warum ist Israel so mächtig?", eine Frage, die jeden braven Österreicher Tag und Nacht beschäftigt. Ein Jahr zuvor hatte der "Stern" getitelt: "Israel, was das Land so agressiv macht". – Liebe Kollegen von "profil" und "Stern": Ich kann ihnen sagen, warum Israel so mächtig ist und was das Land so aggressiv macht. Es ist ein Gedanke: Würden die Palästinenser und ihre Sponsoren die Waffen niederlegen, gäbe es Frieden. Würde Israel die Waffen niederlegen, gäbe es kein Israel mehr. Das ist der kleine Unterschied, den zu begreifen vielen schwer fällt.

Falls Sie der Meinung sind, dass ich von unserem Thema abgewichen bin: Wir reden über Toleranz. Nicht über Toleranz gegenüber Minderheiten, die um ihre Rechte kämpfen, sondern gegenüber einem despotischen Regime, das die eigene Bevölkerung unterdrückt und sich anschickt, die Endlösung der Judenfrage im Nahen Osten zu vollenden, ohne dass die Europäer, die sonst bei jeder Gelegenheit "Wehret den Anfängen!" rufen, auch nur einen Anflug von schlechtem Gewissen bei ihrem Umgang mit diesem Regime empfinden würden.

Die österreichische ÖMV ist im Begriff, einen 22-Milliarden-Euro-Deal mit der National Iranian Oil Company abzuschließen und weist jede Kritik an ihrer Politik zurück. Man sei kein Vorreiter im Iran, Shell und andere westliche Firmen seien dort schon lange aktiv. – Womit haben wir es hier zu tun? Naivität? Toleranz oder Komplizenschaft? (DER STANDARD, Printausgabe, 13.11.2007)

Von Priester zu Priester

Folgenden Brief schrieb ein jüngerer Priester an einen älteren Mitbruder.
Dieser hatte ihn ob seines Engagements für die Alte Messe kritisiert.

Montag, 12. November 2007

Endlich haben wir es amtlich!

Endlich haben wir es amtlich: eine Predigt kann 10, höchstens 15 Minuten dauern.

Freitag, 2. November 2007

Staat und Gewissen

Papst Benedikt XVI. forderte für Apotheker das Recht, aus Gewissensgründen die Ausgabe von Medikamenten zu verweigern, «welche die Einnistung eines Embryos verhindern oder das Leben eines Menschen beenden». Es sei nicht möglich, «die Gewissen zu betäuben». Kein Mensch dürfe außerdem als «Objekt» behandelt und für «therapeutische Experimente» verzweckt werden. (kath.net)
Die italienische Gesundheitsministerin erklärte dagegen im Namen der «unbestreitbaren Souveränität des Parlaments», verschriebene Medikamente dürften nicht verweigert werden – sie postuliert also den Vorrang des positiven Rechts vor dem Gewissen. «Aber ein Gehorsam, der die Seelen knechtet, der in das innerste Heiligtum der menschlichen Freiheit, in das Gewissen greift, ist roheste Sklaverei.» (Bischof Clemens August v. Galen, Xanten, 6. September 1936).